Sie überlegen sich, wie Sie Ihr hart erarbeitetes Vermögen, die Erbschaft oder den Lottogewinn sinnvoll anlegen sollen? Dann lesen Sie weiter und erfahren Sie mehr über die Strategie bei der Geldanlage.

Sein Vermögen sinnvoll anlegen

Eine Vorbemerkung: Geld anlegen macht nur mit dem Geld Sinn, das Sie nicht für Ihren täglichen Lebensunterhalt benötigen. Das bedeutet nicht, dass Sie das Geld Ihr Leben lang nicht benötigen – vielleicht möchten Sie sich in fünf Jahren eine Auszeit gönnen oder Ihre Ersparnisse als Anzahlung an Ihr Haus verwenden. Aber Geldanlagen sollten nur mit nicht unmittelbar benötigtem Vermögen stattfinden. Ein finanzielles Polster, einen Notgroschen, sollten Sie für Unvorhergesehenes sofort verfügbar auf Ihrem Bankkonto bereit halten. Wie hoch dieser Geldbetrag sein muss, hängt stark davon ab, wie wohl Sie sich dem entsprechenden Kontostand fühlen. Für Personen mit regelmässigem Einkommen aus Arbeit oder Rente macht es Sinn, dass die Ausgaben von zwei bis sechs Monaten sofort verfügbar auf dem Konto liegen. Wenn also Ihre monatlichen Kosten 5‘000 Schweizer Franken betragen, dann sollte Ihr Kontostand 10‘000 bis 30‘000 betragen. Nur den darüber liegenden Geldbetrag sollten Sie anlegen.

Ihr Risikoprofil: Der tiefere Wert von Risikofähigkeit und Risikobereitschaft

Bevor wir zur Anlagestrategie kommen, ist es wichtig, dass Sie sich Ihres Risikoprofils bewusst sind. Ihr Risikoprofil bestimmt, wie viel Risiko Sie bei Geldanlagen eingehen können. Je mehr Rendite Sie erwarten, desto grössere Risiken müssen Sie eingehen. Mit dem Risikoprofil bestimmen Sie, wie risikofähig und wie risikobereit Sie sind, also wie viele Risiken Sie überhaupt eingehen sollten.

Ihre Risikofähigkeit umschreibt, wie viel Risiken Sie eingehen können. Wenn Sie über eine sichere Arbeitsstelle verfügen, nur tiefe fixe Kosten haben und Ihr Vermögen während den nächsten zehn Jahren nicht benötigen, dann können Sie ein grösseres Risiko eingehen als eine Person, die seit langem arbeitslos und ohne Aussicht auf eine neue Arbeitsstelle ist, eine Familie finanziell unterstützen muss und in Kürze eine teure Renovation am Haus bezahlen muss.

Ihre Risikobereitschaft umschreibt, wie viel Risiken Sie eingehen wollen. Dies hängt stark von Ihrer Persönlichkeit ab. Wem ein Rückgang an den Börsen von 5% schon schlaflose Nächte bereitet, der ist kaum bereit, Risiken einzugehen. Und wer als Hobby Fallschirmspringen hat und in seiner Freizeit gerne mal ein Casino besucht, der ist eher bereit, Risiken einzugehen.

Das Risikoprofil ergibt sich aus dem tieferen der beiden Werte Risikofähigkeit und Risikobereitschaft. Wenn unser Fallschirmspringer also arbeitslos ist und eine Familie ernähren muss, dann wäre sein Risikoprofil trotz hoher Risikobereitschaft tief.

Aus Ihrem Risikoprofil ergibt sich dann, welche Anlagestrategie Sie verfolgen und umsetzen können. Wir geben Ihnen weiter unten Beispiele von Geldanlagen für eine tiefe, mittlere und hohe Risikotoleranz. Eine Anlagestrategie für Personen mit tiefer Risikotoleranz wird dabei den Fokus auf die Generierung von Einkommen aus Zinserträgen legen, während bei einer hohen Risikotoleranz der Fokus auf Kapitalgewinn (Kurssteigerungen von Aktien und anderen Anlagen) gelegt wird.

Geldanlage in die Anlageklassen: Cash, Obligationen, Aktien

Die drei grundsätzlichen Möglichkeiten zur Geldanlage sind Cash (Bargeld oder Geld auf dem Privatkonto/Sparkonto), Obligationen (Anleihen) sowie Aktien (sowohl Einzeltitel wie auch Aktienfonds). Hier finden Sie eine ausführlichere Beschreibung dieser drei Anlagekategorien.

Zwei weitere Anlageklassen sind Immobilien (Privatanleger können sich mit Immobilienfonds an Immobilien beteiligen, ohne ein Klumpenrisiko einzugehen) sowie Alternative Anlagen (Private Equity oder Hedge Fonds). Immobilien haben einen ähnlichen Charakter wie Obligationen, da der Wert relativ stabil ist und diese Erträge auf dem investierten Kapital abwerfen. Alternative Anlagen werden von vielen Anlageberatern angepriesen, weil deren Korrelation mit den Aktienmärkten gering sein soll. Alternative Anlagen haben meist zum Ziel, einen Total Return, also eine absolute jährliche Rendite zu erwirtschaften – unabhängig von der Wirtschaftslage oder der Entwicklung an den Aktienmärkten. Somit würden sich alternative Anlagen gut zur Beimischung in ein Portfolio eignen, da sie bei gleicher erwarteter Rendite das Kursschwankungsrisiko der gesamten Geldanlage senken. Leider erreichen viele dieser alternativen Anlagen die gesteckten Ziele nicht. Zudem sind die Kosten solcher Anlagen (Management Fees) meist massiv höher als bei Anlagen in Indexfonds oder passiven Anlagen in ETF.

Aus diesen Gründen klammern wir in einer ersten Betrachtung zur Geld-Anlagestrategie Immobilien und alternative Anlagen aus.

Die Anlagekategorie „Cash“ klammern wir in den folgenden Vorschlägen ebenfalls aus. Wie wir eingangs erwähnt haben, sollten Sie unabhängig von der Möglichkeit von Geldanlagen sofort verfügbares Bargeld in der Höhe von zwei bis sechs Monatsausgaben halten. Darüber hinaus macht es in unseren Augen wenig Sinn, zusätzlich wie vielerorts vorgeschlagen 5% des Vermögens, das Sie anlegen wollen, als liquide Mittel zu halten.

Wie Geld anlegen: Drei Musterportfolios

Sie sehen in der Grafik drei grobe Beispiele, wie Sie Ihr Geld anlegen können. Verstehen Sie diese Beispiele als grobe Vorschläge, welche Ihrer persönlichen Situation sowie auch der allgemeinen wirtschaftlichen Situation angepasst werden sollten. Wenn Sie beispielsweise gar keine Risiken eingehen wollen, dann sollten Sie bei kurzer Anlagedauer ganz auf Aktien verzichten.

Für Personen, die nur wenige Risiken eingehen können oder wollen, eignet sich das Portfolio „Einkommen“. Der Fokus ist hier auf sicheren Geldanlagen, die jährlich einen Zins abwerfen. Entsprechend sollte ein Grossteil des Vermögens in Obligationen angelegt werden, und um Währungsrisiken zu minimieren, sollte ein Grossteil der Anlagen in Schweizer Franken gehalten werden.

Personen mit hoher Risikotoleranz können und wollen mehr Risiken eingehen. Durch den langen Zeithorizont eignen sich hier Anlagen schwergewichtig in Aktien. Das Ziel ist primär der Kapitalgewinn, also Profite durch Kurssteigerungen der Wertschriften. Ein hoher Aktienanteil am gesamten Vermögen sollte global diversifiziert werden. Nebst Schweizer Aktien sollten auch Aktien aus Europa, den USA und anderen Regionen (Schwellenländer, Asien) gehalten werden. Entsprechend nimmt der Schweizer Franken bei der Währungsaufteilung eine kleinere Rolle ein als bei den Portfolio-Vorschlägen „Einkommen“ und „Ausgewogen“, da nebst Anlagen in Euro und US-Dollar auch noch weitere Währungen berücksichtigt werden können.

Aufteilung Geldanlage Obligationen + Aktien

Geldanlage in Immobilien und alternative Anlagen

Wenn Sie über ein grosses Vermögen verfügen oder Ihnen die obigen Anlagevorschläge zu simpel erscheinen, können Sie auch die beiden Anlageklassen Immobilien und Alternative Anlagen in Ihr Depot einbauen. Wir schlagen dabei vor, diese jeweils auf maximal 10% Ihres Anlagebetrags zu beschränken.

  • Wenn Sie Anlagen in Immobilien hinzufügen wollen, dann reduzieren Sie entsprechend den Anteil an Obligationen
  • Wenn Sie Anlagen in alternative Anlagen hinzufügen wollen, dann reduzieren Sie entsprechend den Anteil an Aktien

Wenn Sie Ihr Geld sowohl Immobilien als auch in Alternative Anlagen investieren möchten, dann könnte ein Musterportfolio für Sie wie folgt aussehen (mit „+2“ gekennzeichnet, klicken zum vergrössern):

Musterportfolio Beispiele

Wie Sie Ihr Geld in Obligationen und Aktien anlegen

Haben Sie sich für eine Anlagestrategie entschieden, folgt nun die Umsetzung. Je grösser Ihr Vermögen ist und desto höher Risikoprofil ist, desto länger sollte der Zeitraum sein, über den Sie die Anlagestrategie umsetzen. So vermeiden Sie, dass Sie einen Grossteil Ihres Geldes genau ein paar Tage vor dem nächsten Börsencrash in Aktien anlegen.

Damit ist die Frage nach dem „wie“ aber noch nicht beantwortet. Grundsätzlich sollten Sie mit einem Vermögen unter einer halben Million Franken auf Direktanlagen in Aktien zu verzichten und stattdessen Fonds (Aktienfonds, Indexfonds oder ETFs) erwerben. Denn um das unsystematische Risiko gering zu halten, sollten Sie Anlagen diversifizieren (hier erfahren Sie mehr zum Thema Anzahl Aktien und Diversifikation). Und um kostengünstig mit Einzeltiteln einen gute Portfolio-Diversifikation zu erreichen, muss schon ein grosses Vermögen zur Geldanlage zur Verfügung stehen.

Zusammenfassung Geldanlage

Wir haben Ihnen aufgezeigt, dass als erster Schritt die Bestimmung Ihres Risikoprofils sinnvoll ist. Daraus leitet sich ab, wie defensiv oder aggressiv Sie Ihr Geld anlegen können. Wir haben Ihnen anschliessend passend je Risikoprofil eine Anlagestrategie „Einkommen“, „Ausgewogen“ und „Kapitalgewinn“ vorgestellt. Je grösser Ihre Risikotoleranz, desto mehr Geld können Sie in Aktien und in andere Währungen als den Schweizer Franken anlegen. Die vorgeschlagenen drei Portfolios können jeweils mit Anteilen von je bis zu 10% in Immobilien (zu Lasten des Obligationen-Anteils) sowie in alternative Anlagen (zu Lasten des Aktien-Anteils) ergänzt werden.

Bei der Umsetzung sollten Sie sich Zeit lassen und auf die Diversifikation und die Kosten achten, weswegen es bei kleineren Geldbeträgen Sinn macht, den Aktienanteil in Fonds und nicht in wenige einzelne Aktien zu investieren.

Hinweis: Wenn Sie über ein Vermögen von 250‘000 Franken oder mehr verfügen, dann kann professionelle Unterstützung durch einen unabhängigen Vermögensverwalter sinnvoll sein. Erfahren Sie hier mehr über ein Schweizer Mandat zur Vermögensverwaltung.

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