Sicher haben Sie schon davon gehört, dass es wichtig ist, seine Anlagen zu diversifizieren. Sie sollen „nicht alle Eier in einen Korb legen“, lautet eine zeitlose Lebensweisheit, die Sie auch auf den Aktienmarkt anwenden können. Zahlreiche praktische und theoretische Studien haben gezeigt, dass Sie als Anleger Ihr Risiko – bei gleicher Renditeerwartung – senken können, wenn Sie Ihr Geld auf verschiedene Aktien verteilen. Und das ist das Ziel der Diversifikation: Bei einer bestimmten Rendite das Risiko zu minimieren respektive bei einem bestimmten Risiko einen maximale Rendite zu erzielen.

Systematisches und unsystematisches Risiko

Das Risiko von Aktienanlagen wird mit der Standardabweichung gemessen. Dabei wird berechnet, wie stark die historischen Renditen um ihren Mittelwert schwanken, wobei starke Abweichungen vom Mittelwert überproportional stark ins Gewicht fallen. Somit umschreibt das Risiko von Aktienanlagen deren Kursschwankungen im Verhältnis zur durchschnittlich erzielten Rendite – sowohl gegen oben wie auch gegen unten. In der Theorie wird weiter zwischen systematischem und unsystematischem Risiko unterschieden.

Das systematische Risiko ist das Marktrisiko und kann nicht diversifiziert werden. Selbst wenn Sie Aktien in Form eines Indexfonds halten, dann werden Sie weiterhin dem Kursschwankungsrisiko der entsprechenden Börse, unterliegen.

Das unsystematische Risiko hingegen, auch titelspezifisches Risiko genannt, kann durch hinzufügen von weiteren Titeln zum Portfolio diversifiziert werden.

Wichtig ist für Sie als Anleger zu verstehen, dass Sie vom Markt nicht für unsystematische Risiken entschädigt werden. Während Anlageformen mit höherem Kursschwankungsrisiko eine höhere Rendite abwerfen, gehen Sie ein zusätzliches Risiko ein, wenn Sie lediglich wenige Einzeltitel in Ihrem Portfolio halten, für das Sie nicht entschädigt werden.

Risiko und Anzahl Titel

Es ist nicht notwendig, den ganzen Markt anteilsmässig im Portfolio zu halten, um Ihr unsystematisches Risiko zu minimieren. Es reicht, wenn Sie rund 15 bis 30 Einzeltitel halten, um Ihr unsystematisches Risiko fast auf null zu senken. Betrachten Sie hierzu diese Grafik:
Anzahl Aktien und Effekt Diversifikation

Reichen also 15 Aktien?

Es ist leider nicht so einfach, wie in der Grafik dargestellt. Wenn Sie das Kursschwankungsrisiko Ihres Portfolios senken wollen, dann reicht es nicht aus, 15 bis 30 Titel zu halten. Sie müssen dabei noch folgendes beachten:

Diversifikation gilt pro Sektor: Die Faustregel, dass 15 bis 30 Aktien eine ausreichende Diversifikation darstellen, gilt pro Land oder pro Branche. Auch wenn die Korrelation zwischen Ländern und Branchen zugenommen hat, sollten Sie deutlich mehr als beispielsweise 20 Einzelaktien erwerben, wenn Sie auch ausserhalb der Schweiz Geld in Aktien anlegen wollen.

Tiefe Korrelation: Die Titel sollten untereinander eine geringe Korrelation aufweisen. Sie sollten sich also möglichst unabhängig voneinander bewegen. Ihr Portfolio ist also nicht diversifiziert, wenn Sie lediglich Titel von Ölkonzernen oder von Banken halten.

Gleiche Gewichtung der Titel: Die einzelnen Aktien sollten annähernd gleich gewichtet sein. Bei 20 Aktien und einem Anlagebetrag von einer Million Franken sollte jede Position also ungefähr einen Wert von CHF 50‘000 aufweisen.

Schlussfolgerungen für Sie als Schweizer Anleger

Wenn Sie weniger als eine halbe Million Franken an der Börse anlegen wollen, dann empfehlen wir Ihnen, (Index-)Fonds anstelle von Einzeltiteln zu kaufen. Aufgrund der Gebühren lohnt sich der Kauf von einzelnen Aktien erst ab einem Betrag von rund CHF 5‘000. Selbst wenn Sie nur in der Schweiz anlegen, sollten Sie also über einen Anlagebetrag von CHF 100‘000 verfügen, um mit 20 Einzeltiteln Ihr unsystematisches Risiko zu minimieren. Dabei sollten Sie nach Kurssteigerungen das Gewicht der Aktien mit guter Performance durch Verkäufe reduzieren, um eine optimale Diversifikation zu erreichen, was zusätzliche Courtagen verursacht. Wir empfehlen deswegen, statt Einzelaktien kostengünstige Indexfonds oder ETFs zu kaufen.

Wir empfehlen Ihnen aber auch, nicht auf den SMI (Swiss Market Index) zu setzen. Der SMI enthält zwar die 20 liquidesten Titel der Schweiz. Diese sind aber nach Marktkapitalisierung gewichtet. Mehr als zwei Drittel des Gewichts im Index entfällt auf die fünf Firmen Nestle (ca. 25%), Novartis und Roche (ca. 30%) und Credit Suisse und UBS (ca. 15%). Obwohl der SMI also 20 Titel enthält, wird er weitestgehend von der Performance von fünf Aktien aus den drei Branchen Nahrungsmittel, Pharma und Banken bestimmt. Eine besser Alternative dazu ist der SLI (Swiss Leader Index), in dem die grössten vier Titel maximal je 9% Gewicht haben dürfen und die nächstkleineren Titel maximal 4.5%.

Hinweis: Wenn Sie eine halbe Million Schweizer Franken oder mehr anlegen wollen, kann sich ein Mandat zur Vermögensverwaltung für Sie lohnen.

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