In den letzten Jahren ist der Begriff ETF immer öfters in Zeitungen und Zeitschriften zum Thema Geldanlage zu finden. So hat sich die Beliebtheit von Exchange Traded Funds seit der erstmaligen Lancierung an der Schweizer Börse im 2000 jedes Jahr weiter gesteigert. Die Zahl der an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange gehandelten ETFs hat sich alleine von 2006 bis 2010 auf gegen 500 Produkte versechsfacht.

Doch was ist ein ETF und warum werden ETFs vielerorts empfohlen?

ETF – Exchange Traded Fund

Vielleicht haben Sie schon von Indexfonds gehört. Indexfonds bilden einen Index genau ab und werden direkt durch die Banken verkauft. Ein ETF ist im Prinzip dasselbe, wird jedoch an der Börse gehandelt. Die sagt auch der Begriff „Exchange Traded Fund“, nämlich dass der Fonds an einer Börse gehandelt wird. Und meistens bilden diese ETF auch einen Index möglichst genau ab. Weil dazu kein aktives Fonds-Management notwendig ist, werden solche ETFs auch als passive Anlagen bezeichnet.

Kosten-Unterschied ETF und Index Fonds

In der Regel sind die Verwaltungsgebühren (Management Fee oder Total Expense Ratio TER) bei ETFs leicht geringer als bei Indexfonds. Und im Gegensatz zu einem Anlagefonds kaufen Sie ein ETF direkt an der Börse, z.B. der Schweizer Börse. Dies hat Auswirkungen auf die Kosten.

Beim Kauf eines Fonds direkt bei Ihrer Bank bezahlen Sie eine Ausgabekommission, die in der Regel zwischen 0.5% und 2.0% des Anlagebetrags ausmacht. Beim Kauf eines ETFs an der Börse bezahlen Sie eine Kaufgebühr (Courtage) bei Ihrer Bank oder Ihrem online Broker. Wenn Sie schon einmal Aktien gekauft haben, dann wissen Sie, dass die Courtagen einen Mindestsatz aufweisen. Bei der PostFinance betragen diese Mindestkosten z.B. CHF 25 pro Auftrag (bis zu einem Volumen von CHF 5‘000). Sie sehen, woraus wir hinaus wollen: Der Kauf von ETFs an der Börse lohnt sich erst ab grösseren Anlagebeträgen – je nach Gebühren und Courtagen Ihrer Bank sind dies CHF 1‘000 bis CHF 10‘000. Bei kleineren Beträgen und kurzer Anlagedauer ist es deswegen meist sinnvoller, einen Fonds direkt bei der Hausbank zu zeichnen. ETFs sind auch ungeeignet, um monatlich kleine Beträge von z.B. CHF 100 für das Göttikind mit Aktien anzusparen. Hier ist ein Fondssparplan zweckmässiger, weil kosteneffizienter – ausser Sie zahlen monatlich auf ein Bankkonto ein und kaufen nur einmal jährlich damit direkt ein ETF.

Bei grösseren Anlagebeträgen oder wenn der Fonds lange gehalten werden soll (dann kommen die geringeren Verwaltungsgebühren stärker zum tragen) lohnt sich hingegen der Kauf von ETF direkt an der Börse gegenüber dem Kauf eines Indexfonds bei Ihrer Bank.

Passiv anlegen mit ETF schlägt aktive Fonds

Aktive Anlagefonds verfügen über Fondsmanager, die ständig entsprechend der Anlagestrategie des Fonds Aktien kaufen und verkaufen. Ein aktiv gemanagter Fonds kann z.B. als Strategie haben, „unterbewertete“ Aktien aufzuspüren und diese zu kaufen. Aktives Management verursacht dadurch Kosten: Einerseits ist der Personalaufwand grösser als bei einem passiv gemanagten Fonds, und andererseits entstehen durch die vielen Umschichtungen des Portfolios Kosten für den Kauf und Verkauf von Aktien.

Es verwundert also nicht, dass eine Vielzahl von Studien belegen, dass aktiv gemanagte Fonds schlechter rentieren als ihr Vergleichsindex (Benchmark). Als grobe Faustregel kann man sagen, dass über einen 5-Jahres-Zeitraum vier fünf aktiv gemanagten Fonds schlechter als der Benchmark rentieren. Das bedeutet, dass nur 20% der Fondsmanager mit ihrer „aktiven“ Verwaltung für ihre Kunden einen Mehrwert schaffen. Deswegen werden vielerorts passive Anlagen wie ETFs empfohlen. Sie werden damit zwar den Vergleichsindex nicht schlagen können (weil ebenfalls Verwaltungskosten anfallen), aber die Gebühren von meist zwischen 0.3% und 0.6% drücken die Performance deutlich weniger als aktive gemanagte Fonds, bei denen die jährlichen Gebühren meist über 1.0% bis 1.50% liegen.

Zu hohe Kosten als Hauptgrund für schlechte Performance von aktiven Anlagefonds
Das ist auch die Antwort, warum Fonds von hochbezahlten Fonds-Managern deutlich schlechter rentieren als wenn Sie mit einem ETF direkter den Index kaufen: Die Kosten sind viel zu hoch, zumal sich das Fonds-Management oftmals auch noch sehr stark am Benchmark orientiert.

Schauen Sie sich als Beispiel des „Credit Suisse Equity Fund (CH) Swiss Blue Chips“ (ISIN CH0002788906, Valoren-Nr. 278890) an. Dieser Fonds existiert bereits seit 1949, verfügt über ein Fondsvermögen von rund 1.4 Mrd. Schweizer Franken und orientiert sich am Benchmark SPI (Swiss Performance Index). Gemäss Anlagepolitik erfolgt die Titelauswahl u.a. „nach Kriterien wie Unternehmensbewertung, ökonomischem Umfeld, Positionierung des Unternehmens sowie Qualität des Managements.“

Vergleich Gewichtung SPI und Credit Suisse Equity Fund Blue Chips (in %)

AktieSPICS EF Swiss Blue ChipsDelta
NESTLE N20.218.41.8
NOVARTIS N14.015.5-1.5
ROCHE GS10.211.4-1.3
UBS N5.85.60.3
ABB LTD N4.76.2-1.5
CS GROUP N4.53.80.7
ZURICH FINANCIAL N3.54.8-1.2
RICHEMONT3.03.9-0.8
SYNGENTA N2.82.80.1
Summe68.872.3-3.5

Quelle: Six Swiss Exchange (25.11.2010), Fonds Factsheet (Zahlen Oktober 2010)

Der neutrale Betrachter kann sich hier die durchaus berechtigte Frage stellen: Kann man so etwas überhaupt als „aktiv gemanagt“ bezeichnen? Die neun grössten Titel aus dem CS EF Swiss Blue Chips entsprechen den neun grössten Titel des SPI, und die Gewichtung der Aktien in diesem Fonds unterscheidet sich nur geringfügig vom Benchmark SPI. Kein Wunder erfolgt der Kursverlauf im Gleichschritt zum SPI – wären da nur nicht die hohen Verwaltungskosten. Über die letzten fünf Jahre betrachtet (bis Ende Oktober 2010) betrug die Rendite dieses Credit Suisse Fonds -0.47%, während der SPI im gleichen Zeitraum um +1.34% zulegte. Dieser aktive gemanagte Fonds hat also über fünf Jahre durchschnittlich 1.81% pro Jahr schlechter als der Index rentiert. Kein Wunder ist das Ergebnis so ernüchternd, schliesslich werden jährliche Gebühren von 1.65% (TER, Total Expense Ratio gemäss Fact Sheet Oktober 2010) abgezweigt, was beim aktuellen Fonds-Vermögen Jahreskosten von über CHF 20 Millionen entspricht. Kombiniert mit der sehr engen Orientierung am Vergleichsindex SPI ist aus unserer Sicht ein Fonds-Manager unter dieser Ausgangslage chancenlos, den Index langfristig zu übertreffen.

Auswahl ETF – Wo Exchange Traded Funds finden

Aus Kostengründen ist deswegen die Wahl eines passiv gemanagten Exchange Traded Fund gegenüber der Wahl eines aktiv gemanagten Fonds fast immer vorzuziehen. Ausnahmen können wenig analysierte Nischen und Märkte sein, z.B. die Biotech-Industrie oder einzelne Schwellenlänger. Doch für Fonds-Anlagen in der Schweiz, Europa, USA oder weltweite Anlagen sind ETFs fast immer wirtschaftlicher als aktive Fonds.

Doch wo finden Sie das ETF, das Ihren Bedürfnissen entspricht? Dazu gibt es verschiedene Webseiten mit Übersichten, Listen und Vergleichen von ETFs. Eine Übersicht mit den an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange gehandelten ETFs finden Sie auf deren Webseite in dem Reiter „Fonds & ETFs“. Dort sind auch Factsheets (Datenblätter) der einzelnen ETF direkt abrufbar. Sehr gut gefällt uns auch der ETF Explorer, der im 2014 jedoch nicht mehr online war, wobei auf XTF ein ähnliches Tool zur Verfügung steht. Sie können dort ETFs einfach suchen und miteinander vergleichen. Wichtige Kennzahlen sind übersichtlich dargestellt. Für die erweiterten Suchfunktionen müssen Sie sich jedoch (einmalig und kostenlos) mit einem Benutzernamen, Passwort und E-Mail-Adresse registrieren.

Suchen Sie z.B. ein ETF für den Schweizer Aktienmarkt, dann wäre die Auswahl eines Exchange Traded Funds, welcher den SLI (Swiss Leader Index) abbildet, eine gute Option. Im SLI sind die Gewichtungen der grössten vier Titel auf 9% beschränkt, sodass Sie einen besseren Diversifikationseffekt erzielen als beim SMI oder SPI, wo die drei Börsen-Schwergewichte Nestle, Novartis und Roche über 50% (SMI) respektive über 40% (SPI) des Index ausmachen.

Für den SLI gibt es gemäss ETFexplorer Ende November 2010 drei ETF:

Liste SLI Fonds bei ETFExplorer

Bei der Wahl eines ETF empfehlen wir, nebst den jährlichen Verwaltungs-Kosten (TER) auch die Höhe des verwalteten Vermögens (Assets under Management AuM) zu berücksichtigen. Hohe AuM deuten auf eine grosse Liquidität des ETFs hin. Das bedeutet, dass die Differenz zwischen Kaufs- und Verkaufskurs an der Börse gering ist und dass sich dieser Exchange Traded Fund rasch kaufen und verkaufen lässt. Ein hohes Vermögen im Fonds bietet zudem einen gewissen Schutz vor Gebührenerhöhungen (je mehr Geld ein passiver Fonds verwaltet, desto tiefer sollten die Gebühren ausfallen) sowie vor der Schliessung des Fonds (Fonds mit nur wenigen Millionen Assets können nicht profitabel verwaltet werden und werden über kurz oder lange geschlossen).

Aus den drei zur Auswahl stehenden Fonds würden wir uns also entweder für das CS ETF (CHF) SLI (mit 560 Millionen Schweizer Franken grösstes Fonds-Vermögen) oder das UBS-ETF SLI (tieferes Total Expense Ratio von 0.35% statt 0.40%) entscheiden. Den db x-trackers SLI würden wir nicht wählen, weil es mit dem UBS ETF einen Fonds gibt, der über ein deutlich grösseres Anlagevermögen bei gleich hohen Kosten verfügt. Zudem zeigt die Zahl NNM -7M (Reduktion Net New Money um CHF 7 Millionen) an, dass in den letzten drei Monaten ein Nettoabfluss von fast 20% des Fondsvermögens stattgefunden hat.

Zu kompliziert? Dann könnten Sie sich überlegen, einen Vermögensverwalter mit der Bewirtschaftung Ihres Vermögens zu beauftragen. Ein Vermögensverwaltungsmandat kann ab CHF 250‘000 Vermögen sinnvoll sein.
Erfahren Sie hier mehr über die Vorteile und Nachteile eines Mandats zur Vermögensverwaltung in der Schweiz.

Tipp: Sind Sie ein vorsichtiger Anleger? Wie hoch sollte Ihre Aktien-Quote sein? Bestimmen Sie in drei Minuten Ihr Risikoprofil, indem Sie 11 kurze Fragen beantworten.
Hier geht es zum Test!.