Versicherungen sind grundsätzlich eine gute Sache. Sie verhindern den finanziellen Ruin, wenn ein seltenes, aber teures Ereignis eintritt. Beispiele davon sind eine schwere Krankheit, die eine langwierige und teure Behandlung erfordert. Oder ein Autounfall, bei dem nicht nur ein Sachschaden entsteht, sondern auch noch Personen verletzt werden. Beide Ereignisse sind selten, aber teuer. Das führt dazu, dass die Prämien für solche Versicherungen gemässigt sind, während die finanziellen Auswirkungen ohne Versicherung katastrophal wären.

Nebst dem Obligatorium ist ein weiterer Grund, warum überhaupt Versicherungen abschlossen werden, dass Menschen risikoscheu sind. Lieber bezahlt man über sein Leben gerechnet deutlich mehr Versicherungsprämien als man Leistungen erhält, und ist dafür auf der sicheren Seite.

Trotzdem ist bei weitem nicht jede Versicherung sinnvoll. Seltene Ereignisse mit schweren finanziellen Konsequenzen sollten versichert werden (Krankheit, Autounfall). Das andere Extrem sind häufige Ereignisse mit geringen finanziellen Konsequenzen (oberflächliche Wunde, Diebstahl eines Regenschirms). Diese sollten oder können gar nicht versichert werden. Alles dazwischen ist die „persönliche Grauzone“. Hier muss man abhängig von seinem persönlichen Sicherheitsdenken und seinen finanziellen Reserven entscheiden, ob sich eine Versicherung lohnt. Beispiele sind etwa eine Annulationskosten-Versicherung bei Reisen oder eine Vollkasko-Versicherung bei einem fünfjährigen Auto. Zusammengefasst ergibt sich folgendes Bild mit den zwei Achsen „Eintrittswahrscheinlichkeit“ und „Höhe des Schadens“:

 

Die Versicherung für einen schweren Autounfall wäre somit rechts oben in der Grafik, während eine Schürfwunde links unten anzusiedeln wäre.

Schauen wir uns nun typische Fälle von Versicherungen an, die Sie nicht zwingend benötigen und die häufig in der „persönlichen Grauzone“ liegen. Wenn Sie bereits sind, das finanzielle Risiko selbst zu tragen, dann können Sie mit der Kündigung solcher Versicherungen viel Geld sparen.

 

Krankenkasse

Die Grundversicherung bei der Krankenkasse ist obligatorisch. Hier haben Sie dennoch einen grossen Spielraum, um Geld zu sparen. Einerseits können Sie zu einer günstigeren Versicherung wechseln, indem Sie die Krankenkassenprämien vergleichen. Schliesslich sind die Leistungen im Krankheitsfall identisch – ein jährlicher Prämienvergleich lohnt sich also. Weitere Möglichkeiten sind ein Wechsel der Franchise oder alternative Versicherungsmodelle. Hier haben wir diese Sparmöglichkeiten bei Krankenversicherungen zusammengefasst.

Nebst der obligatorischen Grundversicherung gibt es auch etliche Zusatzversicherungen, die häufig wenig Sinn machen. Beispielsweise sind Versicherungen für eine neue Brille oder Rabatte für Fitnessabos häufig unter dem Strich nicht lohnenswert.

Bei den Zusatzversicherungen gibt es einerseits die spezifischen, ambulanten Zusatzversicherungen (z.B. für Reisen ins Ausland oder zur Abdeckung der Zahnarzt-Kosten) und andererseits die Spitalzusatzversicherungen (halbprivate oder private Versicherung bei Spitalaufenthalt). Bei den Spitalzusatzversicherungen ist das Sparpotenzial gross. Eine Alternative zu einem völligen Verzicht wäre auch, eine Flex-Versicherung abzuschliessen. So haben Sie die Option, beim Eintritt ins Spital gegen einen Aufpreis ein Einzelzimmer (privat) oder Zweibett-Zimmer (halbprivat) zu buchen.

Wir empfehlen Ihnen, eine Liste mit Ihren Zusatzversicherungen zu erstellen, und bei jeder kritisch zu hinterfragen, ob Sie diese wirklich benötigen. Beachten Sie, dass ein Wechsel der Zusatzversicherung zu einem anderen Anbieter nicht immer möglich ist, weil hier keine Aufnahmepflicht besteht. Das gleiche gilt, wenn Sie eine Zusatzversicherung kündigen – eine spätere Wiederaufnahme ist nicht garantiert.

 

Autoversicherung

Auch beim Auto sind viele Schweizer überversichert. So hat zwar eine Umfrage von comparis.ch im Juli 2011 bei 1‘200 Autobesitzern ergeben, dass nur jeder Fünfte im Bereich Autoversicherung denkt, er sei überversichert. Gleichzeitig sagten aber 2/3 der Befragten, dass sie der Meinung sind, dass andere Schweizer überversichert sind. Wenn die grosse Mehrheit meint, andere seien überversichert, dann trifft dies wohl auch auf sich selbst zu. Prüfen Sie deswegen auch im Bereich Auto, ob Sie selbst zu viele Versicherungen abgeschlossen haben, die Sie nicht oder nicht mehr benötigen.

Obligatorisch beim Auto ist lediglich die Haftpflichtversicherung. Hier lohnt es sich, regelmässig die Prämien zu vergleichen, z.B. mit unserem Prämienvergleich Autohaftpflichtversicherung. Teuer, aber bei älteren Autos oft unnötig sind Vollkasko oder Teilkasko-Versicherungen. Je älter das Auto, desto weniger Wert ist es, und desto eher könnte es bei einem selbst verschuldeten Unfall mit eigenen Ersparnissen ersetzt werden. Auch Parkschaden-Zusätze oder Insassen-Unfallversicherungen sind Beispiele von meist überflüssigen Versicherungen.

 

Lebensversicherung

Vor dem Abschluss einer Lebensversicherung sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie diese auch benötigen. Einmal abgeschlossen, ist zwar der Ausstieg möglich, aber nach Abzug der Gebühren gehen die Beiträge der ersten Jahre verloren. Gerade junge Schweizer ohne Verpflichtungen benötigen keine Lebensversicherung mit einem Todesfallkapital. Zudem raten wir davon ab, in jungen Jahren langjährige Verträge abzuschliessen. Das Leben ist voller Veränderungen und Überraschungen. Und so verändert sich in zehn oder mehr Jahren die eigene Lebenssituation und damit auch die Bedürfnisse punkto Versicherung. Eine mögliche Alternative zu einer Lebensversicherung ist etwa die Säule 3a, mit der man steuerbegünstigt fürs Alter, aber auch für Wohneigentum Geld sparen kann. Und man ist flexibel, weil kein Sparzwang besteht.

 

Überversicherung durch doppelte Deckung

Ein weiterer Klassiker im Bereich Überversicherung ist die mehrfache Deckung des gleichen Risikos. Wer bereits über seinen Arbeitgeber gegen berufs- und nicht berufsbedingte Unfälle versichert ist (obligatorisch wenn man mehr als 8 Stunden pro Woche als Angestellter arbeitet), der kann bei der Krankenversicherung das Risiko „Unfall“ ausschliessen. Oder man kann auf eine Reiseversicherung bei einer Pauschalreise verzichten, wenn man diese bereits über den TCS-Schutzbrief abdeckt. Manchmal sind zusätzliche Reisegepäckversicherungen überflüssig, wenn der gleiche Schadensfall bereits über die Hausratsversicherung (einfachen Diebstahls auswärts) abgedeckt ist.

 

Haben Sie Ihre Versicherungen studiert und bei sich einen Fall von Überversicherung festgestellt? Dann hinterlassen Sie doch jetzt anonym Ihre Erfahrungen dazu.