Wir haben im Artikel „Das kostet ein Haus/eine Wohnung wirklich“ gezeigt, dass die tatsächlichen Kosten beim Kauf einer Immobilie deutlich höher sein können, als wenn man nur den Kaufpreis betrachtet. In diesem Artikel zeigen wir, wie man die laufenden Kosten pro Monat für sein Eigenheim abschätzen kann, damit man ein vollständiges Bild hat, was die eigenen vier Wände kosten.
 

„Ich zahle nur noch 500 Franken für die Hypothek im Monat“

Sicher haben Sie diesen Spruch auch schon in Ihrem Bekanntenkreis gehört. Er suggeriert, dass es viel billiger ist, eine eigene Wohnung zu besitzen, als Mieter zu sein. Bei dieser Aussage fehlen jedoch wesentliche Kostenblöcke, die wir im Folgenden auflisten. Dabei gehen wir von folgenden Annahmen aus, welche wir auch für das Beispiel aus dem vorherigen Artikel verwendet haben:

 

 

Die Kostenpositionen, die Sie unbedingt beachten müssen, sind

  • Hypothekarzins
  • Opportunitätskosten des Eigenkapitals
  • Unterhalt und Reparaturen
  • Nebenkosten
  • Eigenmietwert

sowie jeweils die steuerlichen Auswirkungen der einzelnen Posten.
 

Hypothekarzinsen: Effekt auf Steuern nicht vergessen

Schuldzinsen können Sie vom steuerbaren Einkommen abziehen. In unserem Fall kostet die Hypothek von 600‘000 Franken bei 2.5% Zins jährlich 15‘000 Franken. Weil diese Fremdkapitalzinsen vom steuerlich abzugsfähig sind, betragen die effektiven Kosten bei einem Grenzsteuersatz von 33.3% nur 10‘000 Franken. Der Besitz eines Eigenheims wird so in dieser ersten Betrachtung sogar noch deutlich günstiger.
 

Opportunitätskosten unbedingt berücksichtigen

Leider berücksichtigt kaum ein Hausbesitzer die Opportunitätskosten des Eigenkapitals. Gemeint ist damit, dass in Haus angelegtes Eigenkapital keinen Zins mehr abwirft. Natürlich sind die Zinsen tief, aber selbst die im Beispiel bezogenen 100‘000 Franken aus der Pensionskasse würden jährlich einen steuerfreien Ertrag von 1‘500 abwerfen. Auch das Portefeuille an verkauften Aktien würde im langjährigen Durchschnitt eine Wertsteigerung erfahren. Und auch Geld vom Sparkonto, das nun in der Immobilie steckt, wirft keinen Zins mehr ab. Dies ist im Beispiel der kleinste Posten an Opportunitätskosten, weil die Zinsen auf dem Konto tief sind die Zinserträge auch noch versteuert werden müssen. Insgesamt schlagen diese Opportunitätskosten mit 4‘460 Franken pro Jahr zu Buche.
 

Unterhalt und Reparaturen, Versicherungsprämien

Wer nicht mehr Mieter ist, muss die Kosten für Unterhalt und Reparaturen selbst tragen. Sogenannte Instandhaltungs- und Instandstellungskosten gelten als werterhaltende Investitionen und können immerhin vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden. Oft unterschätzen Käufer von Häusern, welche Kosten hier auf sie zukommen werden. Beispiele von solchen Ausgaben sind etwa:

  • Neuanstrich der Fassade
  • Ersatz der Fenster
  • Ersatz von Sonnenstoren
  • Gleichwertiger Ersatz von Küche und Bad
  • Reparatur oder Ersatz von Waschmaschine oder Heizung
  • Wartung von Heizung und Kamin
  • Instandhaltung und Pflege des Gartens

Ebenso fallen nebst der Hausratsversicherung zusätzliche Versicherungsprämien an, welche Mieter nicht tragen müssen. Auch diese sind steuerlich absetzbar.

In unserem Beispiel haben wir die Summe dieser Ausgaben mit 6‘000 Franken veranschlagt. Netto nach Steuern betragen die geschätzten Kosten 4‘000 Franken.
 

Nebenkosten

Weiter fallen Nebenkosten an, welche steuerlich nicht abzugsfähig sind. Diese umfassen Verbrauchskosten (inkl. Grundgebühr) für Strom, Gas/Heizöl, Kehricht, Wasser und Abwasser. Wir haben diese mit 3‘000 Franken angesetzt.
 

Eigenmietwert

Der Eigenmietwert ist eine Annahme über den jährlichen Wert, den eine Liegenschaft seinem Besitzer stiftet. Dieser hat eine steuerliche Konsequenz, weil er das steuerbare Einkommen erhöht. Bei einem angenommenen Eigenmietwert von 18‘000 Franken ergibt dies in unserem Beispiel eine Erhöhung der Steuerlast um 6‘000 Franken pro Jahr.
 

Zusammenfassung laufende Kosten für Haus oder Wohnung

Die gesamten Kosten nach Steuern belaufen sich in unserem Beispiel also auf 27‘460 Franken für ein Haus/eine Wohnung, was pro Monat 2‘288 Franken entspricht:

 

 

Wir haben Ihnen gezeigt, dass die tatsächlichen Ausgaben für ein eigenes Heim deutlich höher sind als die Zinsen für die Hypothek. Zudem haben wir Sie dafür sensibilisiert, dass Sie auch die steuerlichen Effekte berücksichtigen sollten. In unserem Beispiel betragen die jährlichen Kosten mit 27‘460 deutlich mehr als die Hypothekarzinskosten.

Die steuerlichen Effekte aus Abzügen und Eigenmietwert halten sich im Beispiel in etwa die Waage. Wäre die Höhe der Hypothek oder der Zinssatz geringer, wäre der Steuereffekt negativ für den Hausbesitzer. In einem Jahr mit hohen Ausgaben für werterhaltende Investitionen wäre er positiv für den Besitzer des Eigenheims.

Wir haben im Beispiel zwei Dinge nicht berücksichtigt. Erstens die mögliche Wertsteigerung der Wohnung oder des Hauses. Dies kann einen wesentlichen Einfluss auf die Gesamtrechnung haben. Und zweitens die Ausgaben für die Amortisation. Dies muss man in seiner persönlichen Liquiditätsplanung einrechnen. Buchhalterisch ist die Amortisation aber nur eine Umverteilung des eigenen Vermögens: Anstelle von viel Geld auf dem Konto, dem eine grosse Schuld gegenübersteht, bewirkt eine Amortisation eine Verringerung des eigenen Vermögens, aber auch eine Verringerung der eigenen Schulden.

Wir empfehlen Ihnen, sich vor dem Kauf eines Eigenheims Gedanken über die tatsächlichen Kosten beim Kauf, über die laufenden Kosten sowie deren Bedeutung für die Finanzierung der Immobilie zu machen. Als zusätzliche Unterstützung nach Lesen dieser zwei Artikel können Sie hier kostenlos die Excel-Datei herunterladen, welche wir zum Erstellen dieser Beiträge verwendet haben. Sie müssen dabei nur roten Zahlen anpassen, die blauen werden automatisch errechnet.

 

Gratis Download: Laden Sie hier die für diesen Artikel verwendete Excel-Datei kostenlos herunter!

 

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