Die Schweiz ist ein Land von Mietern. Im europäischen Vergleich leben noch immer überdurchschnittlich viele Schweizerinnen und Schweizer in Mietwohnungen. Der Anteil an Wohneigentümern steigt jedoch stetig. Von 1990 bis 2000 erhöhte sich Wohneigentumsquote in der Schweiz von 31.3% auf 34.6% – ein Plus um über 10%. Neuere Zahlen vom Bundesamt für Statistik liegen leider noch nicht vor. Allerdings dürfte– auch aufgrund der tiefen Zinsen im ersten Jahrzehnt nach dem Jahr 2000 – der Anteil an Wohneigentümern in der Schweiz mittlerweile 40% betragen. Interessant in dem Zusammenhang sind auch die Unterschiede an Wohneigentümern in den einzelnen Kantonen. Während im Wallis, im Jura und in Appenzell Innerrhoden die Wohneigentumsquote im Jahr 2000 über 50% betrug, lag sie in Zürich bei 25%, in Genf bei 16% und in Basel-Stadt sogar bei nur 13%:

Grafik vom BfS zur Wohneigentumsquote je Kanton in der Schweiz
Wohneigentumsquote pro Kanton (Quelle: Bundesamt für Statistik BfS)

 

Stockwerkeigentum: Alternative zu Miete und Haus

Als wichtige Form von Wohneigentum – nebst dem klassischen Einfamilienhaus – hat sich das Stockwerkeigentum etabliert. Für viele Schweizer, die in der Nähe eines Stadtzentrums wohnen wollen, ist dies die einzige finanzierbare Möglichkeit, eigene vier Wände zu besitzen. Viele Käufer stammen dabei aus zwei Segmenten. Einerseits ältere Ehepaare, die ihr eigenes Haus aufgeben, um in eine zentral gelegene und altersgerechte (Treppen, Aufwand für Garten etc.) Eigentumswohnung zu ziehen. Andererseits kaufen auch jüngere, gut verdienende Paare zunehmend Stockwerkeigentum, statt monatlich für eine Wohnung Miete zu überweisen.

Wir vergleichen nun hier die wichtigsten Vorteile und Nachteile des Erwerbs von Stockwerkeigentum miteinander.

 

Vorteile von Stockwerkeigentum

Eigene vier Wände: Es ist ein schönes Gefühl, etwas Eigenes zu besitzen. Statt monatlich Miete zu bezahlen, überweist man der Bank die Hypothekarzinsen und versucht, die Hypothek langsam zu amortisieren. Das Ziel von Wohnungs-Besitzern sollte sein, bis zur Pensionierung die Hypothek zu einem grossen Teil abbezahlt zu haben. So verringern sich die monatlichen Fixkosten deutlich.

Gestaltungsfreiraum: In einer eigenen Wohnung hat man einen viel grösseren Gestaltungsfreiraum als in einer Mietswohnung. Im Inneren der Wohnung kann man die Zimmer nach seinen Wünschen umbauen und anmalen. Man muss sich auch keine Gedanken darüber machen, ob Investitionen von einem Nachmieter übernommen werden oder ob der Hausbesitzer die Wohnung mit orange gestrichenen Wänden so abnehmen wird. Am grössten ist der Gestaltungsfreiraum, wenn man noch im Bau befindliches Stockwerkeigentum erwirbt. Hier kann man z.B. die Inneneinrichtung der Küche, die Bäder und die Böden frei bestimmen.

Hoher Ausbaustandard: Der Wohnstandard ist überdurchschnittlich hoch. Weil man vieles beim Innenausbau selbst bestimmt, ist die Wohnung auch auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten. Wer über das notwendige Geld verfügt, kann sich beispielsweise eine Luxus-Küche einbauen lassen, wie es sie in kaum einer Mietswohnung zu finden gibt.

Investitionen in Eigenregie: Als Besitzer bestimmt man selbst, wann die Wände neu gestrichen werden oder das Bad saniert wird. Dies ist bei einer Mietwohnung nicht der Fall. Dort hat man nur ein begrenztes Widerspruchsrecht – und muss je nach Sanierungsmassnahmen auch happige Mietzinserhöhungen in Kauf nehmen.

Günstiger als ein Haus: Wohnungen sind günstiger als Häuser. Wohnungen benötigen weniger Land, und viele Einrichtungen können durch mehrere Parteien finanziert werden. Durch eine gemeinsame Tiefgarage, Wärmepumpe oder Solar-Panels auf dem Dach lassen sich Kosten teilen, die man bei einem Haus selbst tragen müsste.

Vermietung: Im Gegensatz zu einem Haus ist es einfacher möglich, seine Wohnung zu vermieten. Wer also z.B. für längere Zeit in eine andere Stadt ziehen will, kann sein Wohneigentum vermieten und mit den Zinsen seine Kosten decken.

Kapitalanlage: Eine Immobilie – oder eben ein Teil davon – kann auch als Kapitalanlage betrachtet werden. Das Geld ist sicher angelegt, und wenn man das Objekt nicht überteuert kauft, kann man fast davon ausgehen, dass der Wert zumindest stabil bleiben wird. Stockwerkeigentum sollte aber nicht ausschliesslich als Form der Geldanlage betrachtet werden. Wer Geld in Immobilien anlegen will, ist mit Immobilien-Fonds besser bedient: Die Risikostreuung ist grösser, der Aufwand minimal und an der Börse kotierte Fonds lassen sich problemlos und rasch verkaufen.

 

Nachteile von Stockwerkeigentum

Bei Stockwerkeigentum gibt es auch einige gewichtige Nachteile. Die meisten davon fallen in die Kategorie „zwischenmenschliche Probleme“. Diese kann man zwar auch in Mietwohnungen haben, aber dort gibt es weniger Berührungspunkte und man kann einfacher wieder ausziehen.

Geräusche von den Nachbarn: Neu gebaute Wohnungen verfügen über eine gute Schallisolation. Allerdings wohnt man dennoch nicht so ruhig wie in einem Einfamilienhaus. Es ist ärgerlich, wenn man ständig die Musik der Nachbarn mithören muss – oder die Schritte des Eigentümers oberhalb der eigenen Wohnung hört. Während viele diese Geräusche in einer Mietwohnung als notwendiges Übel hinnehmen, sind die Ansprüche bei den eigenen vier Wänden höher.

Ärger mit den Nachbarn: Ein gutes Wohnklima ist wichtig für das eigene Wohlbefinden. Im Gegensatz zu einer Mietwohnung zieht man bei einer eigenen Wohnung nicht einfach um, wenn man sich mit den Nachbarn verkracht hat. Und auch die „Störenfriede“ von nebenan werden voraussichtlich noch lange in ihrer Wohnung bleiben. Ist man ein Individualist, dann sollte man sich gut überlegen, ob man wirklich Stockwerkeigentum kaufen will.

Ärger bei der Verwaltung: Eines der grössten Konfliktpotenziale birgt Verwaltung des gemeinsamen Eigentums. Konflikte sind hier praktisch vorprogrammiert, etwa wenn es um die Fragen zur Verwaltung / Selbstverwaltung, Kostenverteilung, dem Erneuerungsfonds oder um aufwändige Sanierungsmassnahmen geht.

Finanzielle Risiken: Für die meisten Käufer einer Wohnung bedeuten die eigenen vier Wände auch die Aufnahme eines hohen Hypothekarkredits. Im Gegensatz zur Miete schwanken die Zinsen stärker. Selbst wer sich mit einer Festhypothek absichert, muss diese irgendwann – vielleicht in einem Umfeld mit hohen Zinsen – erneuern. Ändert sich die eigene Einkommenssituation stark, dann ist man weniger flexibel: Ein Umzug in eine kleinere günstigere Wohnung ist viel einfacher als der Verkauf von Stockwerkeigentum.

Räumliche Flexibilität: Durch die eigene Wohnung schränkt man seine räumliche Flexibilität ein. Es dauert deutlich länger, eine Wohnung zu verkaufen, als eine Mietwohnung zu kündigen. Und Flexibilität kann gefordert sein, wenn es zu Veränderungen im privaten oder geschäftlichen Umfeld kommt. Solche Veränderungen können z.B. Trennung, Scheidung, Stellenwechsel, Umzug des Arbeitgebers, Arbeitslosigkeit oder Invalidität herbeiführen.

 

Fazit

Letztendlich ist es ein persönlicher Entscheid, ob man Stockwerkeigentum kaufen will oder nicht. Die wichtigsten beiden Alternativen zu Stockwerkeigentum sind die Miete oder der Kauf eines eigenen Hauses. Dabei gilt es, die Vorteile und Nachteile gegenüber den Alternativen abzuwägen und einen Entscheid zu fällen, mit dem der Kopf und der Bauch von allen Betroffenen zufrieden sind.