Festhypothek und LIBOR: Gratis Szenarien Rechner
Wir haben mit einer Analyse der historischen Zinsen für das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends gezeigt, dass die LIBOR-Hypothek durchschnittlich fast 40% günstiger war als eine 5-Jahres-Festhypothek. Vielleicht haben Sie den Artikel „Feste, variable oder LIBOR-Hypothek?“ bereits selbst gelesen, zweifeln aber noch daran, ob die Geldmarkt-Hypothek basierend auf dem LIBOR-Satz wirklich die beste Wahl für Sie ist. Denn 80% der Schweizer wählen Festhypotheken. Nicht alle wissen, dass dies rückwirkend betrachtet eine teure Wahl war. Aber ihnen ist klar, warum sie die Hypothek mit festem Zinssatz wählen: weil sie damit über Jahre hinweg vor steigenden Zinsen geschützt sind und genau kalkulieren können. LIBOR-Hypotheken sind durchschnittlich günstiger, weil der Hausbesitzer ein Risiko trägt, das Risiko eines Zinsanstiegs. Deswegen sollten Sie nur eine Geldmarkthypothek wählen, wenn Sie mit steigenden Zinsen sowohl finanziell als auch psychisch umgehen können. Ideale Kunden einer LIBOR-Hypothek sind gutverdienende Schweizer, die über finanzielle Reserven verfügen und sparsam mit Geld umgehen – das heisst, dass sie die gesparten Zinsen nicht für ein neues Auto oder teure Ferien ausgeben, sonder ansparen oder zur Reduktion/Amortisation der Hypothek verwenden.
Wenn Sie sich ernsthaft überlegen, eine LIBOR-Hypothek abzuschliessen, dann haben Sie sich sicher auch schon gefragt, wie sich die Zinsen in Zukunft entwickeln werden und was die Prognosen von Experten sind. Gerade Experten von Banken gingen meist von steigenden Zinsen aus, was sich aber in der Realität nicht bestätigte. Wir sind deswegen der Meinung, dass niemand die Zinsen vorhersagen kann und dass Sie sich nicht auf Prognosen Ihres Bankberaters verlassen sollten. Eine bessere Möglichkeit, das Zinsrisiko besser verstehen und abschätzen zu können, ist selbst mit Szenarien zu arbeiten.
Szenarien bilden um Zinsrisiko zu verstehen
Klimaforscher rechnen mit Szenarien, wenn sie die globale Klimaerwärmung abschätzen wollen. Und Geschäftsführer rechnen mit Szenarien, wenn sie sich überlegen, ein neues Produkt zu lancieren oder in ein neues Land zu expandieren. Rechnen jetzt auch Sie mit Szenarien zur Zinsentwicklung, bevor Sie sich für die Festhypothek oder die Geldmarkhypothek entscheiden! Sie können dazu unseren kostenlosen Zins Libor Hypothek Szenario Rechner auf Excel-Basis verwenden. Schauen wir uns an, wie er funktioniert.
Anleitung Rechner Szenarien Zinsentwicklung
Bei unserem kostenlosen Berechnungs-Tool müssen Sie lediglich die 7 roten Zahlen eintippen. Alle anderen (blauen) Zahlen werden automatisch berechnet. Mit dem Rechner können Sie anhand Ihrer Schätzungen überprüfen, ob auf fünf oder auf zehn Jahre die LIBOR- oder die Festhypothek günstiger ist. Geben Sie dazu die folgenden Daten ein, mit denen Ihnen zum Libor-Satz vier Szenarien mit monatlichen Kosten berechnet werden (für die Festhypothek benötigen Sie keine Szenarien, der Zinssatz ist ja fixiert):
Wahrscheinlichkeit des Szenarios: Geben Sie für die vier Szenarien (sinkender, stabiler, steigender, stark steigender LIBOR-Satz) jeweils die Wahrscheinlichkeit ein, mit der Sie das Szenario gewichten wollen. Im Beispiel beträgt die geschätzte Wahrscheinlichkeit:
- 10%, dass der LIBOR-Satz sinkt
- 25%, dass der LIBOR-Satz stabil bleibt
- 40%, dass der LIBOR-Satz steigt
- 25%, dass der LIBOR-Satz stark steigt (d.h. pro Periode doppelt so stark steigt wie im dritten Szenario)
Zinssätze: Geben Sie nun den offerierten Festhypothekar-Zinssatz für fünf respektive zehn Jahre ein (im Beispiel 2.50%) sowie den LIBOR-Hypothekarzinssatz, den Sie in 6 Monaten erwarten (im Beispiel 1.25%).
Zinsänderung LIBOR: Geben Sie weiter an, wie stark sich der LIBOR-Satz pro Periode verändern wird (im Beispiel 0.25%; das bedeutet, dass in der nächsten Periode der Libor-Satz im Szenario „sinkende Zinsen“ von 1.25% auf 1.00% sinken würde). Wenn Sie sich ein wenig mit Excel auskennen, können Sie natürlich auch weitere Szenarien bilden, oder die bestehenden Szenarien verändern, indem Sie etwa einen starken Zinsanstieg mit anschliessendem Verharren auf hohem Niveau einbauen.
Höhe Hypothekarkredit: Geben Sie als letztes ein, wie hoch der Betrag Ihrer Hypothek ist (im Beispiel: 500‘000 Schweizer Franken).
Resultate Zinsrechner mit Szenarien
Sie sehen nun im unteren Teil der Tabelle die monatlichen Zinskosten für die einzelnen Szenarien sowie für die „erwartete“ LIBOR-Hypothek (gewichtet mit den Eintrittswahrscheinlichkeiten aus Ihren vier Szenarien) sowie für die Festhypothek. Beim Szenario „steigende LIBOR-Zinsen“ würden Sie im vierten Jahr (im Vergleich zur 5jährigen Festhypothek) respektive im 8. Jahr (im Vergleich zur 10jährigen Festhypothek) monatlich CHF 833 (Geldmarkthypothek) respektive CHF 1‘042 (Festhypothek) bezahlen.
Anhand der Grafik sehen Sie, dass mit obigen Annahmen die LIBOR-Hypothek über fünf Jahre über CHF 20‘000 oder um rund einen Drittel günstiger als die Festhypothek wäre.
Fazit Zinsentwicklung und Entscheid LIBOR/Festhypo
LIBOR-Hypotheken waren in der Vergangenheit günstiger als Festhypotheken. Aufgrund des Risikos, dass die Zinsen steigen könnten, wählten dennoch die allermeisten Hausbesitzer die sichere, aber meistens teurere Alternative Festhypothek.
Szenarien helfen, Risiken besser abschätzen zu können. Spielen Sie mit unserem kostenlosen Szenarien-Rechner zur Hypothekarzinsentwicklung verschiedene Szenarien durch, indem Sie die roten Zahlen verändern. Das hilft Ihnen, ein besseres Verständnis für die Chancen und Risiken einer LIBOR-Hypothek zu erhalten und führt letztendlich dazu, dass Sie auf einer besseren Basis Ihre Entscheidung „Hypothek: LIBOR oder Fest?“ treffen können.
Tipp: Nutzen Sie auch unseren kostenlosen Vergleich Hypothekarzinsen, um zu sehen, ob das Angebot Ihrer Bank fair ist.
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16 Kommentare
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Zitat zum Thema Geld
FinanzZitat von FinanzMonitor.com.
Verstehe ich den Szenarien-Rechner richtig, dass er für den 6-Monats-Libor gedacht ist und nicht für den 3- oder 1-Monats-Libor?
Guten Tag Lukas
Danke für die Nutzung des Szenarien-Rechners. Er funktioniert mit 1, 3 und 6 Monats-Libor, weil Sie ja einfach den erwarteten Libor-Zinssatz zur Jahresmitte eingeben.
Das Libor Berechnungstool gefällt mir sehr gut.
Mit dem „Spielen“ der Zinssätze, kriegt man einen Eindruck von den möglichen Auswirkungen.
Was bleibt ist ein mutiger Entscheid und wenn ich Sie richtig verstehe, so gewinnt der, welcher sich vom Negaivszenario der Hypo-Verkäufer wenig beeindrucken lässt.
PS: Wieviel Vorlauf empfehlen Sie bei der Ablösung der Hypothek?
Grüezi Michi
Man muss die Risiken schon für sich selbst abwägen, aber Sie haben recht, oftmals malt die Bank zu schwarz, wodurch viele Kunden mehrere Kredite mit unterschiedlichen Laufzeiten (auch sehr lange) abschliessen und im Endeffekt an die Bank gebunden sind und zu hohe Zinsen zahlen.
Drei bis sechs Monate Vorlauf sind idR ausreichend, um ggf. noch Offerten von anderen Banken einzuholen. Oft wird man aber von der Bank schon lange vorher proaktiv kontaktiert, um eine Forward-Hypothek abzuschliessen. Diese lohnt sich allerdings nur, wenn die Zinsen um weniger als der Forward-Zuschlag steigen werden – oder wenn man sehr risikoscheu ist.
Eine Frage zu den Libor Zinsen. Habe gesehen, dass es bei den Margen ziemliche unterschiede unter den Banken gibt.
Mit wieviel Marge muss man im Moment ungefähr rechnen, bei guter Bonität und genügend Eigenkapital.
Hallo Tobias
Leider kommunizieren die Banken ihre Marge auf Libor-Hypotheken nicht transparent. Basierend auf einigen Feedbacks von Besuchern unserer Webseite sowie den auf den Banken-Webseiten veröffentlichten Referenz-Zinssätzen dürfte momentan eine Geldmarkthypothek mit einer Marge von 1.0% ein gutes Angebot sein.
Aufgrund der höheren Marge und der sehr tiefen Zinssätze für Festhypotheken dürfte für die Mehrheit der Immobilienbesitzer momentan eine Festhypothek die bessere Wahl sein.
Eine Anschlussfrage an vorherige Frage:
Wir haben ebenfalls eine Libor-Tranche, die ausläuft und für die die ZKB nun höhere Marge verlangt. Nun frage ich mich aber folgendes: die Libor-Hypothek hat eine Switch-Option. Wenn ich nun vor Ablauf der 2-jährigen Rahmenfrist den Switch in eine Festhypothek vornehme, muss die ZKB mir nicht den im Libor-Vertrag festgesetzte Marge für die Fix-Hypothek geben ? Im Vertrag steht nichts davon, dass die ZKB bei einem switch die Konditionen neu festlegen kann. Und wenn dem so ist, könnte ich dann darauf pochen, diese Marge z.B. bei eienr 10-jährigen Festhypothek für 10 Jahre zu bekommen ?
Hallo Frank
Festhypotheken werden nicht nach der transparenten Formel „Libor-Satz + Bankmarge“ festgelegt. Mit Ihrer Geldmarkthypothek haben Sie zwar die Option, in eine Festhypothek zu wechseln, müssen sich dabei aber an den aktuell bei der Bank gültigen Konditionen für solche Kredite orientieren.
Grüezi FinanzMonitor
Vielen Dank für die ausführliche Antwort mit Tipps.
Zusätzliche Telefonate mit dem Berater, erbrachten leider keine positiven Ergebnisse! Es bleibt bei 1,1%!
Begründet wird diese Margenerhöhung durch die Notwendigkeit, möglichst gewinnbringend die Vermögen auf Spar- und Privatkonti, irgendwie anzulegen (was ja auch in meinem Interesse ist, da ich auch alle meine Bankkonti bei der ZKB habe). Bekanntermassen sind aber momentan die Anlegemöglichkeiten (mit Gewinnaussicht) stark eingeschränkt und somit muss versucht werden zumindest keine Verluste einzufahren.
Da meine 2. Hypothek (auch Libor 3Mte mit der Switchmöglichkeit in eine Festhypothek und deswegen auf max. 2 Jahre limitiert!) im Sommer 12 zur Neuverhandlung ansteht, werde ich bis dahin zuwarten. Ich hab meinem Berater zu verstehen gebeben, dass ein Bankwechsel im Sommer zu einer anderen Bank durch mich in Betracht gezogen wird, sollte die ZKB mit der Marge nicht wieder runtergehen auf max. 0,9%.
In meinem Bekannten und Verwandtenkreis liegen die Margensätze bei versch. Banken und unter unterschiedlichen Bedingungen, wie von Ihnen erwähnt zw. 0,6% und 0,75%. Allerdings, wie sich bei anderen Banken die Margensätze zukünftig entwickeln werden, bleibt abzuwarten. Evtl. ist die ZKB bloss eine momentan zwar negative, aber realistische Vorreiterin und die anderen Banken werden demnächst nachziehen.
Freundlicher Gruss
texy
Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung Texy!
Grüezi
Vielen Dank zuerst mal für diese gute Internetseite und für den Szenarien-Zinsrechner, sehr hilfreich!
Ich war gestern bei meiner Hausbank (ZKB), da meine erste Libortranche (3 Mte) im Dezember (nach 2 Jahren) zur Verlängerung bzw. Neuausrichtung fällig wird.
Der Kundenberater eröffnete mir, dass meine Marge von momentan 0,84% auf 1,1% (gemäss Homepage der ZKB wären es sogar 1,35%) ansteigen werde. Gibt es irgendwo eine Möglichkeit, die Entwicklung der Margen über die vergangenen Jahre von versch. Hypothekenanbietern in einem Ueberblick zu sehen? Dies wäre sehr hilfreich für die Zukunft, da ich auch in den nächsten Jahren eigentlich nicht vom Libor weg möchte. Aber diese doch eher happige Erhöhung zwingt zu weiteren Gedankengängen und Überlegungen.
Freundlicher Gruss und vielen Dank
Hallo Texy
Das ist natürlich sehr unerfreulich, dass die Bank jetzt bei der Verlängerung eine höhere Marge für sich verlangt. Leider gibt es keine öffentliche Datenbank mit einem Vergleich der Margen auf Libor-Hypotheken. Die Marge hängt vom Objekt, den eigenen finanziellen Verhältnissen und dem Verhandlungsgeschick ab. In den meisten Fällen beträgt momentan die Marge auf Geldmarkt-Hyptheken zwischen 0.5% und 1.0%.
Sie nennen keine Gründe für diese höhere Marge. Davon ausgehend, dass Sie nur eine Hypothek haben und dass ihre finanzielle Situation gegenüber vor 2 Jahren unverändert ist, sollten Sie auf die weiterhin akzeptable Marge von 0.84% pochen. Wenn das die einzige Hypothek ist, dann ist der Wechsel der Bank einfach.
Wir empfehlen Ihnen, mit Ihrem Bankberater zu telefonieren. Sagen Sie ihm, dass Sie überzeugt davon sind, dass Ihnen andere Banken 0.7% offerieren werden, falls Sie die Hypothek plus alle Ihre anderen Vermögenswerte weg von der ZKB transferieren. Sagen Sie ihm, dass Sie bereit sind, 0.84% zu zahlen, aber sicher nicht mehr als vorher. Sollte die ZKB nicht darauf eingehen, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als mindestens zwei andere Banken anzufragen und dort auch noch nachzuverhandeln. Je nach Offerte können Sie sich immer noch entscheiden, ob sich ein Wechsel der Bank lohnt.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg – und schreiben Sie doch eine kurze Rückmeldung, wie es Ihnen ergangen ist.
Hallo!
Sehr interessanter Artikel über Libor.
Da uns ein Bank-Wechsel bevorsteht, würde ich gerne den Szenarien-Zinsrechner bemühen. Leider kann mein Excel nichts mit XML-Dateien anfangen. Mache ich etwas falsch? Gibt’s eventuell irgendwo eine anleitung?
Mit freundlichen Grüssen
Stefan
Hallo Stefan
Danke für diesen wertvollen Hinweis. Der kostenlose Rechner war als Excel 2007-Datei (.xlsx) erhältlich. Wir haben das File nun in einer Version für Excel 97-2003 gespeichert (.xls), sodass es auch mit älteren Excel-Versionen noch geöffnet werden kann.
Schön dass Sie mit dem Rechner klarkommen.
Einen Anhaltspunkt zur Libor-Entwicklung in der Vergangenheit finden Sie hier: https://www.finanzmonitor.com/immobilien-hypothek/fest-variabel-libor-beste-wahl/ , wo die Daten von 1999 bis 2010 veröffentlicht sind.
Der höchste Anstieg innerhalb von 6 Monaten in dem Zeitraum betrug 1.7% und fand im Juni 2000 statt. Die grösste Senkung des Libor-Satzes innerhalb von 6 Monaten fand im März 2009 mit einer Senkung um 2.5% statt (Finanzkrise).
Die Differenz zwischen dem tiefsten Punkt (Mai 2010) und dem höchsten Punkt (Juli 2000) beträgt rund 3.5%.
Guten Tag. Vielen Dank für diesen Rechner, der ist super :-) Können Sie mir sagen, in den Zeiten, wo die Zinse stark und schnell angestiegen sind, um wieviel Prozent stieg da der Libor in jeweils 6 Monaten an? Damit ich da den Worst Case anschauen kann… vielen Dank :-)