Michel Benedetti über die steigende Bandbreite im Mobilfunk und die Aussichten in der Teleom-Branche.

Die Smartphone-Branche liefert sich seit einigen Jahren einen erbitterten Kampf und kein Tag vergeht, ohne dass sich die grossen Hersteller wie Apple oder Samsung mit neuen Patentklagen überhäufen. Der Siegeszug der Smartphones geht auch einher mit einer laufenden Vergrösserung der Bandbreiten, denn ohne diese wäre das schnelle Herunterladen von Videos, Fotos und anderen Inhalten gar nicht möglich. Der neuste Mobilfunkstandard 4G, auch unter dem Namen LTE (Long Term Evolution) bekannt, verspricht nun Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 Mbits.

 
Etwas unbemerkt von der Öffentlichkeit bleibt, dass die grossen Telekom-Anbieter in Europa stark in die Tasche greifen müssen, um auf die neuste Generation aufzurüsten. Die neuen Bandbreiten liegen nämlich im Hoheitsrecht der Staaten und werden von diesen in regelrechten Auktionen verkauft. Diese treiben den einen oder anderen Telekom-Anbieter schon mal in die roten Zahlen. Jüngstes Beispiel ist die niederländische KPN. Sie musste in diesem Jahr 1,4 Milliarden für Frequenzen zahlen, auf denen auch die schnelle LTE-Technologie laufen soll. In Grossbritannien kommen im Januar 2013 die neuen Handyfrequenzen unter den Hammer. Wie viel genau die Unternehmen zahlen müssen, hängt stark vom Bieterverhalten ab. Branchenkenner rechnen mit einem Gesamterlös von 2 bis 4 Mrd £ (rund 3 bis 6 Mrd Franken).

 
In der Schweiz, wo bekanntlich weniger heiss gekocht wird, lagen die Auktionspreise in einem vernünftigeren Rahmen. Für die geheime Versteigerung im Februar 2012 bewarben sich die Unternehmen Orange, Sunrise, Swisscom sowie In&Phone. Der Gesamterlös der Auktion spülte rund 1 Milliarde Franken in die Staatskasse, was nur den Steuerzahler etwas schmerzt, da der Staat mit höheren Erlösen rechnete. Versteigert wurden tiefe (ab 800 MHz) und hohe Frequenzen (ab 2100 MHz). Grundsätzlich sind tiefe Frequenzen für eine grossflächige Abdeckung von ländlichen Gebieten günstiger, während sich die hohen Frequenzen in einem dichtbesiedelten Stadtgebiet besser eignen.

 
Alternativen für Anleger bieten sich generell bei kleineren Anbietern der Telekom-Branche, die bei den Auktionen gar nicht mitmischten und stattdessen auf bestehende Frequenzen zurückgreifen. In den Niederlanden ist dies der Kabelnetzbetreiber Ziggo, der sich letztes Jahr rund 12% des niederländischen Telekomumsatzes sicherte. Der britische Anbieter TalkTalk will sich hingegen vor allem auf das Festnetz fokussieren und bietet Telefonie und Breitband-Internet über Entbündelung im Ortsanschlussbereich an. Für Mobilfunkangebote greift TalkTalk auf die Netze anderer Telekomkonzerne zurück. In Frankreich hat der Anbieter Iliad für Aufregung im Sektor gesorgt, denn das Unternehmen vermochte mit seinem Mobilfunkangebot eine beträchtliche Zahl Abonnenten anzuwerben. Iliad zählte Ende des dritten Quartals von 2012 4,4 Mio Handykunden.

 
Fazit: Während einige Telekomanbieter 2013 ihre Auktionskosten verdauen müssen und stolze Beträge in den Ausbau ihrer Netzwerke investieren, lohnt sich ein Blick auf Nischenanbieter allemal.

 
Veröffentlicht am 04.01.2013. Michel Benedetti hier seine Meinung geschildert – und was ist Ihre Meinung dazu?

Über den Autor: Michel Benedetti ist freischaffender Journalist, Webtexter und Übersetzer mit Schwerpunkthemen Banken & Finanzen, ICT, Wirtschaft, E-Commerce, Soziale Medien; er lebt in Zürich und pendelt regelmässig nach Paris (mehr)