Stephan Tchen in seinem 2. Teil der Serie “Der konkrete Weg zum Reichtum”. Den ersten Teil finden Sie hier.

Der konkrete Weg zum Reichtum ist eigentlich denkbar einfach: Nehmen Sie mehr ein, als Sie ausgeben.

Wenn mich jemand fragt, wie man am einfachsten sein finanzielles Ziel erreicht, antworte ich immer mit diesem simplen Satz. Solange Sie sich über eine längere Periode an diese Regel halten, werden Sie jede finanzielle Situation meistern. Klingt doch einfach, nicht? Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Praxis viel schwieriger. Bei so vielen Leuten, die nicht mehr aus den Schulden (mehr ausgeben als sie verdienen) kommen, kann man nicht mehr von einer Einfachheit reden. Man wird sie wohl fragen, was sie falsch machen.

Die grosse Herausforderung besteht nicht daraus, diese denkbar einfach Regel zu kennen. Sie besteht daraus, sein eigenes Konsumverhalten unter Kontrolle zu haben. Es geht darum, sich nicht bei jedem lukrativen Angebot über den Laden ziehen zu lassen, und die nötigen Massnahmen zu ergreifen, um später mehr zu verdienen bevor man mehr ausgibt. Es geht auch darum, sein eigenes Ego im Griff zu haben.

 

Wer die Selbstkontrolle verliert, irrt sich nicht…

… denn es stimmt. Er hat sie verloren.

Der grösste Unterschied zwischen einem Verschuldeten und einem Schuldenfreien ist die Selbstkontrolle.

Nicht jeder ist in gleichguten Verhältnissen aufgewachsen. Jeder hatte aber die gleiche Grundbasis. In der Schweiz hat jeder die Chance, die obligatorische Schulzeit zu besuchen. Die Betonung liegt auf obligatorisch, es ist sogar eine Pflicht in die Schule zu gehen. Zwar wurde nicht jeder im Kleinalter mit einem gehobenen Wohlstand verwöhnt. Aber jeder, der in der Schweiz aufwächst, hat eine Perspektive.

Das schlimmste, was einem passieren kann, ist nicht der unfreiwillige Sprung in die Schuldenfalle, sondern der Verlust über seine Selbstkontrolle.

Verliert man die Kontrolle über sein Verhalten, ist der Weg in die Schuldenfalle eine logische Konsequenz. Ohne Selbstkontrolle ist das Einhalten eines Sparplans bzw. der Umgang mit Geld ohnehin schwierig. Gerät man aber in die Schuldenfalle, wird alles noch viel schwieriger.

Ein Mensch, der in Schulden gerät, und sein Verhalten nicht verbessert, wird sich theoretisch bis ins Unendliche verschulden. Wieso sollte jemand je aus seinen Schulden kommen, wenn er sein Verhalten nicht ändert? Wenn alles noch viel schwieriger wird, kommt er nie raus. Jedoch läutet bei vielen erst dann die Alarmglocken, sobald sie in die Schuldenfalle gesprungen sind. Alarm. Wieso braucht es eigentlich einen Alarm, damit die Leute merken, dass sie ihr Konsumverhalten ändern müssen? Wieso braucht man eigentlich eine Kreditkarte? Ist eine Kreditkarte nicht nur ein Mittel, damit man die Rechnungen zeitlich nach hinten verschieben kann? Ist es nicht stupid, mit einer Kreditkarte shoppen zu gehen?

Jemand, der nicht shoppen geht, ist zwar zu Hause geblieben. Aber jemand, der mit einer Kreditkarte shoppen geht, ist geistig sitzen geblieben.

Falls jemand mit einer Kreditkarte shoppen geht, bitte ich diese Person baldmöglichst damit aufzuhören. Es ist ein gut gemeinter Tipp, der vielen Leuten helfen wird, Zinsen zu sparen. Um dieses Argument zu stärken, hier eine kurze Erklärung: Die Kreditkarte ist fürs Shoppen auf lange Sicht unbrauchbar. Eine Kreditkarte erlaubt einem Individuum ohne Liquidität den Kauf von Produkten zur Befriedigung seiner Bedürfnisse. In anderen Worten heisst das: Man nimmt einen Kredit auf, verschuldet sich und kommt in den Genuss der nachgefragten Gütern, aber verschiebt die Zahlungstermine auf später. Was dieser Spass schlussendlich kostet, sieht man anhand des Kreditzinses. Was heisst hier aber später? Einen Monat später? Später wenn der Monatslohn auf dem Konto ist? Je später Sie bezahlen, umso höher der Kreditzins. Oder besser gesagt, die Kreditzinsen, denn es sind ja meistens einige Hundert Franken.

Bevor Sie eine Kreditkarte beantragen, beantworten Sie bitte die folgende Frage: “Wieso nicht einfach warten und erst dann kaufen, wenn man das Geld zur Verfügung hat?” Wenn Sie etwas auf Pump kaufen und vorhaben es beim nächsten Zahltag zu bezahlen, können Sie doch noch bis Ende Monat warten, oder ist es so dringend?

Beim Kauf von Konsumgütern auf Pump, bezahlen Sie mit Geld, das gar nicht Ihnen gehört. Je nach Bedarf schliessen Sie sogar Langzeitverträge ab. Weil Sie einen Job haben, rechnen Sie mit einem stetigen Einkommen. Doch haben Sie schon einen Masterplan, wenn Ihnen gekündigt wird?

Ich bin mir sicher, dass Sie sich damit bewusst sind. Trotzdem ist eine Erinnerung angebracht.

 

Der Wunsch ein Treppchen hinaufzusteigen

Auf dem Arbeitsmarkt stehen wir ständig unter Konkurrenzdruck. Und so ist es auch im Alltagsleben ausserhalb der Arbeit. Wer einen ‘langweiligen’ Golf fährt, ist ein Loser. Um sich von der Masse abzuheben, muss man einen Porsche fahren. Unsere gesellschaftliche Norm definiert das Protzen als völlig normal. Wer die Chance hat, anzugeben, der muss es auch machen. Man muss zeigen, dass man sich von der Mittelschicht abhebt, sonst wissen es die anderen nicht und somit bekämen Sie nicht die gewünschte Anerkennung.

Sie wollen protzen und haben nicht überdurchschnittlich viel Geld? Macht nichts. Heute sind wir innovativ. Heute braucht man nicht viel Geld. Alles, was man braucht, ist eine Kreditkarte oder einen Leasingvertrag. Ich halte nichts von Kreditkarten, das haben Sie schon bemerkt, aber noch weniger halte ich von Leasingverträgen. Ein solcher ermöglicht vielen ‘liquiditätsfreien’ Individuen den Erwerb eines Luxusautos. Damit erfüllen Sie sich einen Traum und können damit herumprotzen. Ich möchte Sie aber nicht dazu verführen, dasselbe zu tun.

Wenn jemand mit seinem geleasten Porsche protzt, befriedigt er sein Bedürfnis nach Protzen mit Hilfe eines Kredites. Stattdessen könnte man doch seinen Freunden und Bekannten seine Kreditkarte zeigen? Das Demonstrieren der Kontoabrechnung bewirkt übrigens das Gleiche.

Heutzutage ist es viel zu einfach, Luxusgüter zu kaufen. Dementsprechend ist es auch einfach, sich mit fremden Federn zu schmücken. Das hat etwas mit dem eigenen Ego zu tun. Kann man überhaupt mit Würde sein Auto zeigen, das einem gar nicht gehört? Verletzt man damit nicht seinen eigenen Stolz? Ausserdem ist doch etwas faul, wenn man stolz sein Luxusauto demonstriert, aber in einer kleinen Budget-3-Zimmer-Wohnung haust? Nach dem Abschluss eines Leasingvertrags für ein Luxusgut bleibt nicht mehr viel übrig, es sei denn, man verdient mehr.

Viele Leute sind in Sachen Aufstieg zu forsch. Nur weil Sie im Büro Ihres Vorgesetzten promoviert werden, müssen Sie nicht gerade in eine neue Wohnung einziehen. Es ist pathetisch schon an dem Zeitpunkt darüber nachzudenken, was man mit dem zukünftigen Lohn alles anstellen kann und seine “Investitionen” schon dann tätigt, bevor man die Stelle überhaupt antritt. Es ist empfehlenswert sich zuerst an den neuen Lebensstil zu gewöhnen und im Verlaufe der Zeit sein Konsumverhalten zu ändern. Desweiteren weiss man gar nicht, ob man diesen Job bis zum Ende seines Lebens ausüben kann. Ein 3-Sterne-Hotel verdient ja auch erst dann einen zusätzlichen Stern, wenn es erheblich bessere Leistungen anbieten kann. Also nur nicht übertreiben.

Apropos Investieren. Die meisten behaupten sie würden investieren, aber wissen nicht, dass sie in Wirklichkeit konsumieren. Ich habe schon oft Dinge gehört wie: “Ich habe in ein neues Auto investiert. Mit dem neuen Sofa habe ich unsere Wohnung aufgerüstet. Die neue Wohnung ist eine Investition für meine Zukunft.”

Hallo? Wie zum Teufel kann ein Auto eine Investition sein? Ein Neuwagen verliert nach spätestens 3 Jahren über 50% seines Wertes. Ein Auto kann niemals eine Investition sein. Eine Ausnahme stellen Oldtimer dar. Auch ein Sofa ist keine Investition, sondern ein ganz normaler Konsum. Klar, die Wohnung sieht attraktiver aus, aber ein Sofa gewinnt nicht an Wert.

Hier eine Kurze Definition von “Investition”:

Eine Investition ist eine Beschaffung von materiellen oder immateriellen Gütern, die Aussichten auf eine Wertsteigerung haben. Auch eine Zahlung für eine Ausbildung ist eine Investition. Sie hilft Ihnen später mehr zu verdienen. Alles andere ist Konsum. Etwas anderes zu behaupten, wäre dubios.

 

Die grossen Dinge im Leben

Wenn es Ihnen recht ist, nach dem Muster des vorher erwähnten Auto-Leaser zu leben, dann können Sie das machen. Ich bin mir aber sicher, dass es nicht das ist, was Sie in Ihrem Leben wollen. Es gibt Grösseres im Leben und auch Teureres. An was viele nicht denken ist Folgendes:

Mit dem Konsum von Luxusgütern, erschweren Sie sich das Erreichen Ihres grössten Ziels im Leben.

Angenommen, eine Villa an einem schönen, ruhigen Ort und das Sorgen für ein gutes Leben für Ihre Kinder wäre Ihr grösstes Ziel. So würde jeder Kauf eines Neuwagens ein Hindernis für das Erreichen Ihres grössten Ziels darstellen. Um das zu erreichen, müssen Sie Ihre Denkweise ein bisschen ändern. Arbeiten Sie für die Bedürfnisse der Zukunft, anstatt die Bedürfnisse der gegenwärtigen Momente zu befriedigen. Die Freiheit alles zu kaufen, was Sie sich leisten, ist eigentlich gar keine Freiheit. Es ist quasi eine Falle, die Sie daran hindert, Ihr grösstes Ziel zu erreichen.

Im schlimmsten Fall verzweifeln Sie trotz des höheren Einkommens. Vielleicht kommt es sogar so weit, dass Sie finanzielle Hilfe suchen. Das wollen Sie doch verhindern. Die beste Lösung ist eingentlich einfach. Hören Sie auf Dinge zu kaufen, die Sie gar nicht brauchen. Nun kaufen Sie sich z.B. einen Lamborghini. Ist das wirklich Ihr grösster Traum?

Was Sie tun sollen: Machen Sie sich einmal Gedanken über Ihre grössten wirtschaftlichen Ziele. Wo möchten Sie in den nächsten 10-20 jahren stehen? Sein Ziel zu kennen ist wichtig, denn das ist das wofür man arbeitet. Tilgen Sie all Ihre Schulden. Diese sind Ihnen nur im Weg.

Kurz gesagt, brauchen Sie einfach: Mehr Einnahmen als Ausgaben.

 
Autor: Dieser Beitrag wurde von Stephan Tchen verfasst.