…es sind immer 10 Prozent zu wenig! Dieser auf jeden Menschen zutreffende Satz stammt nicht von mir, sondern von Professor Meyer, der an der Universität St. Gallen HSG Volkswirtschaftslehre unterrichtete. Ich muss gestehen, dass dies der einzige Satz ist, der mir wortwörtlich aus all seinen VWL-Vorlesungen geblieben ist. Und in all den Jahren, die seither vergangen sind, hat er sich bewahrheitet.

Erinnern Sie sich an Ihre letzte Lohnerhöhung? Vielleicht waren es nicht gerade 10%. Diese sind ja nur bei einem Stellenwechsel oder bei einer Beförderung möglich. Aber egal wie gross die Lohnerhöhung war, nach einer Weile werden Sie sich gedacht haben: „Ich verdiene 10 Prozent zu wenig!“. Denn egal ob Sie 3‘000 oder 30‘000 Franken im Monat verdienen: Etwas mehr dürften es immer sein, oder?

Warum ist das so? Ich sehe drei Gründe.

Erstens bedeutet eine Lohnerhöhung um z.B. 1‘000 Franken ja nicht, dass Sie dann monatlich einen Tausender mehr zur Verfügung haben werden. Nach den Sozialabgaben bleiben Ihnen noch etwa 900 Franken. Dieser zusätzliche Verdienst wird zu einem höheren Steuersatz als Ihr durchschnittlicher Satz ist besteuert. Sagen wir zu einem Drittel. Das bedeutet, dass damit noch 600 Franken bleiben – 40 Prozent nehmen sich also der Staat und die Sozialversicherungen.

Zweitens haben die meisten Menschen die Angewohnheit, durch einen steigenden Lohn früher oder später auch ihre Fixkosten zu erhöhen. Wenn eine neue Wohnung gesucht wird, dann wird man mehr für die Miete bezahlen („das ist es mir wert, ich verdiene ja schliesslich auch mehr“). Benötigt man ein neues Auto, dann wird dann halt ein Wagen aus der „oberen Mittelklasse“ anstelle eines Autos aus der „unteren Mittelklasse“ geleast. Und ist der Kontostand im Frühjahr durch den Bonus gefüllt worden, dann bucht man sich für den Sommer teurere Ferien („Meiers von nebenan verdienen weniger als wir, verreisen aber in die Karibik. Dieses Jahr gehen wir auch dorthin.“).

Und drittens sind wir Menschen „Gewohnheitstiere“. Man gewöhnt sich eben rasch an eine positive Veränderung wie eine Lohnerhöhung. Die emotionalen Höhenflüge eines höheren Lohns verpuffen sehr rasch. Mehr Befriedigung und Zufriedenheit spendet ein höherer Lohn auf Dauer nicht. Oft ist eine neue Arbeitsstelle auch mit mehr Druck oder einem längeren Arbeitsweg verbunden. Diese wiederum müssen als Rechtfertigung herhalten, warum dann auch kleinere Ausgaben – die sich auf Dauer eben auch summieren – plötzlich getätigt werden. Konkrete Beispiele, die ich selbst erlebte, sind etwa dass ich meine Hemden irgendwann in eine Wäscherei brachte oder mir öfter einen Kaffee mit in den Zug nahm, statt auf den günstigen Kaffee im Büro zu warten.

Aus diesen drei Gründen ist das Streben nach einem höheren Lohn ein Ziel, dessen Erreichen den meisten Menschen nur während kurzer Zeit Freude bereitet. Ich streite damit nicht ab, dass ein guter Verdienst ein wichtiger Faktor für die Zufriedenheit von Schweizern ist. Aber egal wie viel man verdient, es sind immer 10 Prozent zu wenig.

Deswegen mein Vorschlag: Geben Sie einfach weniger Geld aus. Sparen Sie mehr. Weil den einleitenden Satz kann man auch anders formulieren: „Egal wie viel man ausgibt, es sind immer 10 Prozent zu viel“.

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