Wer hätte das noch vor einem halben Jahr gedacht: Die Hypotheken-Zinsen sind im vergangenen Jahr nochmals gesunken und lagen per Ende 2014 sogar unter den Tiefstständen vom 2012. Innerhalb eines Jahres sanken beispielsweise die Zinsen für Festhypotheken mit 10 Jahren Laufzeit von 2.7% auf 1.8%. Und Hypotheken mit fünf Jahren Laufzeit waren zum Jahresende für 1.3% zu haben – minus 0.5% im Vergleich zum Anfang des Jahres.

Der überproportional starke Rückgang bei langen Laufzeiten bedeutet, dass die Zinskurve flacher geworden ist. In der Vergangenheit bezahlte man für 10jährige Laufzeiten rund 1.0 bis 1.5% mehr als für 2jährige Laufzeiten. Deswegen war es auf lange Sicht deutlich günstiger, auf kurze Laufzeiten zu setzen, selbst wenn man dadurch stärkeren Zinsschwankungen ausgesetzt war. Momentan ist es aber so, dass diese „Versicherungs-Prämie“ vor steigenden Zinsen nur noch 0.5% beträgt. Damit sind lange Laufzeiten deutlich attraktiver geworden gegenüber früher. Die Nachteile von lange laufenden Hypothekarkrediten bleiben aber bestehen, weswegen nicht pauschal von Libor-Hypotheken abgeraten werden und pauschal langjährige Festhypotheken Laufzeiten empfohlen werden können.

Der Markt, sprich die Eigenheim-Besitzer, haben auf die flachere Zinskurve reagiert und die Nachfrage nach langen Laufzeiten hat einen Höchststand erreicht:

Festhypotheken: Nachfrage nach Laufzeiten

Auf der Grafik oben ist zu sehen, wie innerhalb von nur einem Jahr die Nachfrage nach Laufzeiten von 7 bis 15 Jahren von weniger als 2/3 auf rund 85% der gesamten Anfragen angestiegen ist. Ende 2014 dachten sich die meisten Hypothekarnehmer und auch Experten von Banken, dass die Zinsen nicht mehr weiter sinken würden. Aber weit gefehlt: mit der Aufhebung des Mindestkurses von CHF 1.20 für einen Euro durch die Schweizerische Nationalbank SNB am 15. Januar 2015 gerieten die Zinsen zeitweise noch stärker unter Druck.

So scheint es, dass jetzt (Februar 2015) erst recht der richtige Zeitpunkt ist, um auf eine langjährige Festhypothek zu setzen. Vermutlich kann man tatsächlich nicht mehr viel falsch machen, wenn man sich jahrelang bindet. Dennoch darf man nicht vergessen, dass ein frühzeitiger Ausstieg aus dem Hypothekarvertrag teuer werden kann, wenn das Zinsniveau so tief bleibt. Und Libor-Hypotheken sind immer noch etwas günstiger als Festhypotheken und bieten mehr Flexibilität (Umwandlung in Festhypo, Möglichkeiten zur Rückzahlung). Deswegen kann eine sinnvolle Strategie sein, einen Teil als Festhypothek abzuschliessen und einen so grossen Teil, wie man voraussichtlich zurückzahlen kann und/oder man darauf mit Zinsschwankungen gut leben kann, als Geldmarkthypothek abzuschliessen.