Pensioniert – und nun, was tun?
Nach einer Befragung des Allensbach-Instiuts fühlt sich die Generation der 65- bis 85-jährigen besser als jede Seniorengeneration vor ihr. Diese Ergebnisse dürften auch auf die Schweiz zutreffen. Der „Lebensabend“ scheint für viele ältere Menschen heller, bunter und aufregender zu sein, als es die allgemeine Vorstellung eines Daseins als Pensionierter erwarten lässt.
Der Weg ins glückliche Alter
Es gibt keinen Automatismus, der glückliche Tage im Ruhestand Pension garantiert. Auch wenn man zu den Glücklichen gehört, die nicht in Pflegeheimen leben müssen (diese waren in der Studie nicht berücksichtigt), muss der Alltag in der Pension aktiv geplant und gestaltet werden, wenn er nicht von Tagen voller Langeweile und damit verbunden, von geistigen und körperlichen Verfall geprägt sein sollte.
Bestandsaufnahme für die erholsamen Jahre
Den Schritt in die Pensionierung sollten Sie mit einer Bestandsaufnahme der vor Ihnen liegenden Chancen beginnen. Die Aufnahme schliesst die finanziellen Möglichkeiten ebenso ein, wie die geistige, seelische und körperliche Verfassung. Es ist sinnlos, von Fernreisen zu träumen, wenn die AHV-Rente, die Pensionskasse und die Ersparnisse dafür nicht ausreichen. Das tägliche Wedeln auf der Skipiste kann im Krankenhaus enden, wenn die Fitness dafür fehlt. Im höheren Alter noch ein Studium zu beginnen wird nur dann zum interessanten Experiment, wenn der Geist willig und fit ist. Die Frage nach den Ressourcen bestimmt die Antwort hinsichtlich der Möglichkeiten.
Zu bedenken sind auch die Verpflichtungen, die Sie nach der Pensionierung als solche wahrnehmen möchten. Wer ein „Ja“ zur gelegentlichen Betreuung von Enkeln oder den vielleicht noch lebenden Eltern gefunden hat, sollte dies in seinen Überlegungen natürlich berücksichtigen. Nicht übersehen werden darf bei solchen Verpflichtungen, dass die eigene Kraft in den kommenden Jahren eher ab- als zunehmen wird. Die körperliche Kraft und die seelische Belastbarkeit reichen irgendwann nicht mehr für jeden unbegrenzten Dienst aus. Auch dieser Sachverhalt ist zu berücksichtigen, bevor die eigene Gesundheit den gewohnten Dienst unmöglich macht.
Die wichtigste Regel: „Wer rastet, der rostet“
Um den „Rost“ zu vermeiden, ist es nicht notwendig, wie Dieter Hallervorden im Film „Sein letztes Rennen“ für den Berlin-Marathon zu trainieren. Wer jedoch nicht schnell vom Senior zum Greis verfallen möchte, muss körperlich wie geistig aktiv bleiben. Viele Menschen wollen nach Jahren der beruflichen Herausforderung in erster Linie „rasten“. Und schon beginnen sie zu „rosten“. Der körperliche Verfall setzt ebenso rasch und unerbittlich ein, wie der geistige Abbau. Muskel und Gehirnzellen sehnen sich nach Aktivität, und diese erfreuliche Tatsache dürfen Sie zum eigenen Wohlbefinden nützen. Nun bestimmen jedoch nicht mehr Vorgesetzte, Kunden, Zielvorgaben und Regeln die Art Ihrer Aktivität. Sie selbst sagen „wo’s lang geht“. Diese neue Freiheit ist Chance und Hürde zugleich. Der Alltag konfrontiert Sie mit einer neuen Aufgabe: der Planung von Aktivitäten, die Entscheidung zwischen vielen Alternativen.
„Das Leben besteht in der Bewegung“
Dieses Zitat von Aristoteles sollten Sie in der Planung Ihrer körperlichen Aktivitäten zu Herzen nehmen. Es gibt Sportarten, die sich auch im höheren Alter ausüben lassen. Dem naturgemäss höheren Verletzungsrisiko können Sie durch eine verantwortungsvolle Auswahl begegnen. Im Winter ist das Langlaufen jedenfalls ungefährlicher als der alpine Abfahrtslauf. Golf belastet die Gelenke deutlich weniger als Tennis, und das ambitionierteste Nordic Walking stellt den Körper nicht vor die Herausforderungen eines Marathons. Radfahren und Schwimmen kennen bei normaler Gesundheit keine Altersbegrenzung und das Tanzen macht rüstigen Senioren bis ins hohe Alter Spass. Im Fitness-Studio erfreut sich das Senioren-Turnen grosser Beliebtheit. Für die Bewegung in fröhlicher Runde bietet sich auch das Kegeln oder Bowling an.
Im Vordergrund Ihrer Überlegungen sollten jedenfalls der möglichst häufige Aufenthalt in frischer Luft und eine Ihrer körperlichen Verfassung angepasste Sportart sein. Eine besonders gute Nachricht gibt es für Menschen, die gezwungen waren, die meiste Zeit Ihres Berufs hinter dem Schreibtisch zu verbringen. Körperliche Fitness lässt sich durch verantwortungsbewussten Sport im Alter noch steigern!
Endlich Zeit für Hobbies
Ob das berühmte Sammeln von Briefmarken oder Münzen, die Betrachtung des Sternenhimmels und astronomische Studien, ob Fotografieren, Filmen oder die Musik: die Jahre des Alterns dürfen auch die Jahre der Hobbies sein. Niemand verlangt von einem Amateur am Klavier das Erlernen eines Klavierkonzertes von Rachmaninoff. Wenn Sie Ihre Ziele jedoch realistisch wählen, werden Sie erstaunt sein, welche Fortschritte beim Spielen eines Instruments auch im hohen Alter noch möglich sind. Hobbies erfreuen nicht nur das Gemüt, sie halten auch den Geist fit. Die Technik in der Fotografie schreitet voran, Sie sollten mitgehen. Die Digitalisierung eröffnete der Film- und Fotokunst ungeahnte Möglichkeiten, die Sie nützen dürfen. Die Beschäftigung mit entsprechender Fachliteratur wird Ihren Ehrgeiz ebenso fördern, wie die Mitgliedschaft bei einem Club oder Verein von Gleichgesinnten.
Wenn die Beschäftigung mit einem Hobby nicht lustlos vor sich hin plätschern sollte, tun Sie gut daran, einen gesunden Ehrgeiz zu entwickeln. Auch ein Hobby braucht Ziele, damit der Mensch sich diesem motiviert zuwendet. Setzen Sie sich erreichbare Ziele, und die Freude am Hobby wird sich verdoppeln.
Gemeinsam statt einsam
Eine grosse Gefahr der Pensionsjahre liegt in der Einsamkeit. Auch die Zweisamkeit mit dem Partner kann den Charme einer fröhlichen Runde nicht ersetzen. Sport und Hobbies bilden die ideale Chance für Geselligkeit. Ob Clubs oder Vereine, ob zwanglose, informelle Runden oder spontane Treffen: die Pflege von Gemeinschaften schützt vor Einsamkeit, fördert die Freude am Leben und hält Geist und Seele wach. Der Rückzug in die eigenen vier Wände ist meistens gleichbedeutend mit dem Rückzug „ins Alter“. Natürlich ist es schön, ungestörte Stunden alleine oder zu zweit verbringen zu dürfen. Sie sollten sich aber auch immer wieder aufmachen, um andere Menschen zu treffen, mit ihnen Interessen zu teilen, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und die guten Jahre gemeinsam zu geniessen. Besonders gemeinschaftsfördernd sind natürlich gesellige Zusammenkünfte beim regelmässigen Spielabend, bei Tanzveranstaltungen, im Gesangs- oder Musikverein oder auf einem ambitionierten Segelturn. Ein besonderer „Jungbrunnen“ für Senioren ist das Treffen mit jüngeren Menschen. Nützen Sie also die Vereine, die allen Altersklassen offen stehen.
Engagiert statt abgeschoben
Als Pensionierter sind Sie nicht dazu verurteilt, Nachrichten passiv zur Kenntnis zu nehmen. Politisches, gesellschaftliches oder ökologisches Engagement ist kein Vorrecht der Jungen. Eine Gesellschaft ist nicht nur auf den Elan, die neuen Ideen und die Spontanität der Jugend angewiesen, sondern auch auf die Erfahrung der älteren Generation. Vor allem jene Senioren, die ihre Erfahrungen nicht „abgeschlossen“ haben, sondern willig und fähig sind, selbst auch immer noch zu lernen und neue Erkenntnisse zu sammeln, sind ein Quelle der Weisheit, die keine Generation ungenützt lassen darf. Ein verantwortungsbewusstes Älterwerden ist auch durch das Mitreden und Mitbestimmen geprägt. Es gilt, die eigenen Interessen ebenso zu vertreten, wie einen Betrag dafür zu leisten, dass die Weichenstellungen für das Wohlergehen künftiger Generationen richtig getroffen werden. Wenn Sie Entwicklungen in Land und Stadt resignierend akzeptieren, obwohl Sie damit nicht einverstanden sind, dann erst sind Sie wirklich „alt“. Solange Sie Ihre Stimme erheben und Ihre Kräfte für die Zukunft einsetzen, gehören Sie zur aktiven Generation, die das Leben gestaltet.
Studieren im Alter?
Immer mehr Senioren entdecken den Reiz eines Studiums. Mittlerweile gibt es universitäre Einrichtungen für Senioren (Beispiel: ezus.org). Aber auch der Weg in jede „normale“ Universität steht den Senioren offen. Wenn Sie die Freude am Studieren nicht verloren haben oder auch erstmals für sich entdecken möchten, sollten Sie diese Möglichkeit durchaus in Betracht ziehen. Sie dürfen unabhängig von Berufsaussichten das Studium wählen, dass Ihren Interessen entspricht. Die Begegnung mit Studenten wird Sie ebenso „jung“ erhalten, wie die Konfrontation mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wenn Sie Englisch beherrschen und gerne Zeit am Computer verbringen, dann können Sie auch die kostenlosen Kurse von Coursera in Betracht ziehen, wo Studiengänge von renommierten Universitäten aus allen Bildungsrichtungen online angeboten werden.
Welche Pläne und Interessen Sie in den Jahren nach der aktiven beruflichen Laufbahn auch immer in den Mittelpunkt stellen möchten: die Tatsache, dass Sie nun viel Zeit haben, sollte Sie nicht dazu verleiten, diese Pläne aufzuschieben. Zuerst mal einige Jahre „nichts“ zu tun, ist der erste Schritt „vom rüstigen Senior zum alten Greis“. Der Herbst des Lebens ist bunt und schön – geniessen Sie ihn!
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